Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und die oberösterreichischen Täufergemeinden in den Jahren 1525 - 1531

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Hinter ihren Obrigkeiten blieb die durch Humanität und 
wohlthätigen Sinn seit jeher ausgezeichnete Bürgerschaft der 
Reichsstadt nicht zurück. Bereits im Jahre 1482 hatte sie ein 
Gesetz beschlossen, welches jedem das Heimatsrecht verlieh, der 
darum ansuchte und den Eid auf die Verfassung zu schwören 
bereit war. Grofse und vortrefflich geleitete Wohlthätigkeits- 
anstalten sorgten in schwerer Zeit für die Bedürfnisse der Armen, 
mochten sie Einheimische oder Fremde, Rechtgläubige oder 
Ketzer sein. 
So haben die öffentlichen Armenkassen Strafsburgs während 
der furchtbaren Hungersnot des Jahres 1529 mehr als 3000 Per 
sonen verpflegt. Es war deshalb wohl kein Wunder, dafs die 
iberale Reichsstadt ungeschwächte Anziehungskraft auf alle Hilfs 
bedürftigen und Verfolgten übte. 
Sie ist in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts auch 
der Zufluchtsort der gehetzten Wiedertäufer Deutschlands und 
Österreichs geworden. Bis zu Beginn des Jahres 1527 waren es 
nur vereinzelte Vertreter dieser oder verwandter religiöser Rich 
tungen gewesen, welche ab und zu in Strafsburg auftauchten. 
Nikolaus Storch, einer der Zwickauer Propheten, der sein Licht 
auch in Wittenberg leuchten lassen wollte und über Andrängen 
Luthers von dort vertrieben worden war, und Andreas Karlstadt, 
den bekanntlich das gleiche Schicksal getroffen hatte, haben im 
Jahre 1524 die Reichsstadt besucht. Sie versuchten auch dort für 
ihre excentrisch-mystische Richtung Anhänger zu gewinnen. 
Trotzdem sich jedoch in Strafsburg wie in Steyr und an 
anderen Orten damals noch Reste jener Brüdergemeinden be 
fanden, welche sich in der Schweiz bereits um diese Zeit als 
Täuferkirchen zu konstituieren begannen, vermochte keiner von 
beiden Boden zu gewinnen und mufste, von dem Rate als Ruhe 
störer erkannt und verbannt, nach kurzem Aufenthalt, während 
dessen es die Prediger an wirkungslosen Bekehrungsversuchen 
nicht hatten fehlen lassen, die Stadt verlassen. 
Nicht besser erging es Dr. Balthasar Hubmayr, der anfangs 
des Jahres 1524 nach seiner ersten Flucht aus Waldshut nach 
Strafsburg gekommen war und dort mehrere seiner Schriften zum 
Druck befördert hatte. 
Das Wachsen der Täuferbewegung seit dem Jahre 1525 in 
allen deutschen Landen hat auch auf Strafsburg weitgehenden 
Einflufs geübt. Täuferische Ansichten gewannen Terrain in der
	        
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