Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und die oberösterreichischen Täufergemeinden in den Jahren 1525 - 1531

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gekommen war, dort zuerst in Steyr, dann in Nikolsburg Schutz 
gesucht und gefunden hat. Er hat die von den Predigern Johann 
Spittelmayr und Oswald Gleit geleitete lutherische Nikolsburger 
Gemeinde in eine täuferische umgestaltet und auch die genannten 
Prediger dem Täufertum zugeführt ’). 
Mit Joh. Hut oder doch bald nach ihm sind zwei Apostel 
aus Oberösterreich, Jacob Wiedemann und Philipp Jäger in Nikols 
burg eingetroffen. Diese suchten im Verein mit Hut, den wir 
bereits in Augsburg als chiliastischen Träumer kennen gelernt 
haben, radikalen Ideen Bahn zu brechen, wodurch sie sich zu den 
gemäfsigten Bestrebungen Hubmayrs und Spittelmayrs in Gegen 
satz brachten. Die radikalen Bestrebungen Huts und seiner Ge 
sinnungsgenossen fanden ihren Ausdruck in einer Reihe von 
Glaubensartikeln, welche unter dem Namen der Artikel des 
Predigers zu Nikolsburg oder Artikel der neuen Christen zu Augs 
burg — dort scheinen sie Gegenstand der Erörterung bei der 
Synode vom Jahre 1527 gewesen zu sein — bekannt sind * 2 ). In 
diesen Artikeln finden sich nebst Glaubenssätzen, die yon allen 
Täufern vertreten wurden, nicht wenige Bestimmungen, insbe 
sondere in Bezug auf die Gütergemeinschaft, die Obrigkeit und 
den Eintritt des 1000jährigen Reiches,, welche von dem weit 
gehendsten Radikalismus zeugen und wohl geeignet waren, zu be 
denklichen Ausschreitungen zu führen 3 ). 
0 S. Cornelius 1. c. II. S. 40. 
2 ) Otto zur Linden, Melchior Hofmann, Harlem 1885, S. 227. Dieselben 
Artikel finden sich auch im Stadtarchiv zu Nürnberg unter dem Titel: 
Artikel des Predigers zu Niklauspurg in Merhen vor der gemain disputirt 
etc., und in der Wenkerschen Aktensammlung im Thomasarchiv zu Strafs 
burg, hier als: Artikel die Widertäuffer zu Augsburg bekannt haben und mit 
strenger Frag bei ihnen erlernt, der noch auf 25 daselbst gefangen liegen. 
Cornel. 1. c. II 281 zweifelt daran, dafs Hut der Verfasser dieser Artikel 
gewesen sei. 
3 ) Diese Nikolsburger Artikel lauten nach Cornelius 1. c. II. 279 u. 280: 
1. Das Evangelium soll man öffentlich in der Kirche nicht predigen, sondern 
allein in die Ohren und heimlich in den Häusern. 2. Christus ist in der 
Erbsünde empfangen. 3. Die Jungfrau Maria ist nicht die Mutter Gottes- 
sie ist allein die Mutter Christi. 4. Christus ist nicht Gott, sondern ein 
Prophet, dem das Gespräch und Wort Gottes befohlen wurde. 5. Christus 
hat nicht genug gethan für die Sünden der ganzen Welt. 6. Bei den 
Christen soll keine Gewalt, noch Obrigkeit sein. 7. Der jüngste Tag kommt 
in 2 Jahren. 8. Die Engel sind mit Christus empfangen und haben das 
Fleisch mit Christo angenommen. In der Nürnberger Redaktion lautet ein
	        
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