Volltext: Das Bildungswesen im neuen Deutschland [37]

Sevin auf 1047 bis 1080 Millionen Mark, auf den Kopf der 
Bevölkerung auf 16,9 bis 17,4 Mark, und Nachprüfungen, die 
in einzelnen Staaken vorgenommen worden sind, haben ergeben, 
daß diese Gesamtsumme eher zu niedrig als zu hoch angesetzt 
worden ist. Zu dem gleichen Zeitpunkt betrugen die Gesamtaus¬ 
gaben für die Landesverteidigung (Äeer und Marine) 1111,6 Mil¬ 
lionen Mark oder 17,9 Mark auf den Kopf der Bevölkerung. 
Nicht schlagender als durch diese Zahlen wird bewiesen, wie 
töricht die Behauptung unserer Feinde ist, die deutsche Kultur 
gehe im „Militarismus" auf. 
Für Vergleiche mit den feindlichen Auslandsstaaten fehlt es 
zwar an jeder statistischen Grundlage, aber aus dem allgemeinen 
Zustand des dortigen Bildungswesens kaün man mit ziemlicher 
Sicherheit den Schluß ziehen, daß diese Staaten in ihren Bildungs¬ 
leistungen erheblich hinter Deutschland zurückbleiben. 
Zudem ist die Gesamtleistung der Nation in der Rechnung 
Sevins bei weitem nicht erschöpft. Denn seine Untersuchung er¬ 
streckt sich nur auf die Leistung der öffentlich-rechtlichen Körper¬ 
schaften, d. h. auf das Reich, die Bundesstaaten, die Kommunal¬ 
verbände und Gemeinden. Außer Betracht gelaffen ist das 
ganze Privatschulwesen, außer Betracht gelassen sind weiter 
die Aufwendungen der weitverzweigten Gesellschaften für Volks¬ 
bildung, der Berufsorganisationen jeder Art, der Vereinigungen 
und Stiftungen für besondere Bildungszwecke, wie für Jugend¬ 
fürsorge und Jugendpflege, sowie endlich größerer industrieller 
Betriebe. Welche gewaltige Summen würden sich ergeben, 
wenn es möglich wäre, alle diese Leistungen finanzstatistisch zu 
erfassen I 
Denn darin liegt eine Eigenart des deutschen Bildungs¬ 
wesens, daß es sich keineswegs auf die behördlich eingerichteten 
Schulen beschränkt. Neben ihnen bestehen, die Arbeit der Schulen 
begleitend, ergänzend, fortsetzend, ungezählte aus freiem Antrieb 
entsprungene Veranstaltungen wie für die höhere oder wissen¬ 
schaftliche, so für die Volksbildung. Es kommt darin das eigent¬ 
liche Wesen der Bildung zum Ausdruck, die als Formung, Ge¬ 
staltung des Innenlebens etwas Antreibendes hat und keinen 
Abschluß, kein Ende kennt, es offenbart sich darin eine der besten 
Eigenschaften der deutschen Art: der Trieb zum Geistigen, das 
Bedürfnis, den Dingen auf den Grund zu gehen. 
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