organisatorische Änderungen. Wir werden erst dann von einem
wirklichen nationalen Bildungswesen reden dürfen, wenn alle
Bildungsstoffe zuerst daraufhin geprüft werden, welche Bedeutung
sie für die deutsche Kultur haben. Keinerlei Rücksicht auf Fremdes
darf in den Schulen der Zukunft Zeit und Raum für den deut¬
schen Bildungsstoff verkürzen, das „Wissen vom deutschen Volke"
muß erstes und oberstes Ziel sein. Alle Reformen des höheren
Schulwesens sind bisher so verlaufen, daß man zuerst für die
Bergung des Fremden sorgte und dem Deutschen dann den
kümmerlichen Rest der Zeit zuwies. Mit elementarer Gewalt
wird aber in Zukunft die deutsche Bildung ihr Recht geltend
machen und die Pädagogik zwingen, den umgekehrten Weg ein¬
zuschlagen. Es bedarf keines Wortes darüber, daß die geistige
Berührung mit anderen Kulturvölkern aufrechterhalten werden
muß, schon unsere Stellung als Weltvolk erfordert das, und aus
tieferen Gründen wollen wir die Befruchtung unserer Kultur durch
die Einflüsse fremder gewiß nicht entbehren. Wie eine Gruppe der
Gebildeten den Zugang zu den Quellen des Altertums offen erhalten
muß, so muß eine andere für den internationalen Geistesverkehr fähig
gemacht werden. Aber der Bildungsbegriff wird nach der Rich¬
tung hin revidiert werden, ob für jede Art der höheren Bildung
das fremdsprachliche Element in dem bisher festgehaltenen Am¬
fange notwendig ist. Für die große Mehrzahl der Deutschen
wird eine bodenständige deutsche Bildung das Ziel werden. Für
sie wird die Zukunft einen neuen Typus der höheren Schule
schaffen, der vollständig gleichgeordnet, d. h. gleichwertig und gleich¬
berechtigt neben die jetzt bestehenden höheren Schulen tritt, eine
deutsche höhere Schule, in der das gesamte deutsche Kulturgut
in seiner ganzen Fülle und in allen seinen Verzweigungen in
dem beherrschenden Mittelpunkt des Anterrichts steht. Sie wird
sich organisch aus der deutschen Volksschule entwickeln, sie wird
die höhere Schule sein, auf der namentlich auch die deutschen
Volksschullehrer ihre Bildung empfangen.
Diese deutsche höhere Schule ist seit langer Zeit die Sehn¬
sucht von vielen unserer besten Männer. Schon Äerder beklagte
es in seiner Werdezeit, daß das deutsche Volk „unter dem Joche
der römischen Wissenschaft leide", daß ihm „seine hohe und edle
Originaldenkart" geraubt worden sei. Für Jakob Grimm be¬
deutete es „Annatur, daß ein vaterlandsliebendes, ich will hoffen,
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