Volltext: Das Bildungswesen im neuen Deutschland [37]

etwas eingedrungen von dem Großen und Erhabenen des deutschen 
Geistes- und Kulturbesitzes: wie von dem stillen Gottesglauben der 
Mutter und der Naturfrömmigkeit der Vorfahren, so von Schillers 
Idealismus und Kants Pflichtbegriff. And wie sie alle mit dem 
festen Glauben hinausgezogen sind: „Gott wird mit uns sein," so 
wissen sie alle, worum sie kämpfen: nicht um unersättlichen Rache¬ 
durst zu löschen, nicht um krämerhafter Profitgier zu frönen, sondern 
um die Güter der deutschen Kultur, des deutschen Volkstums zu 
schützen und sie in ihrer Existenz zu sichern, von denen sie kraft 
ihrer Bildung wissen, daß sie mehr wert sind als das Leben. 
Die Franzosen lassen Varietesänger auf den Kriegsschauplatz 
kommen, damit sie durch ihre Lieder den Elan der Truppen stei¬ 
gern. Die deutschen jungen Regimenter sind mit dem Gesang 
„Deutschland, Deutschland über alles" zum Sturm auf die feind¬ 
lichen Stellungen vorgegangen; in allen Quartieren, Anterständen 
und Schützengräben sind um Weihnachten und am Äeiligen Abend 
die alten lieben Weihnachtsweisen erklungen von der stillen, hei¬ 
ligen Nacht und der fröhlichen, gnadenbringenden Weihnachts¬ 
zeit. Wenn ein gefallener Kamerad in die Erde des Feindes¬ 
landes bestattet wird, singt ihm ein rasch zusammengetretener 
Männerchor das „Morgenrot, Morgenrot" in die Gruft nach. 
And im deutschen Männergesang lassen unsere Krieger auch alle 
Gefühle der Kraft und des Sieges ausströmen. Eine Englän¬ 
derin hat geschildert, welch tiefen Eindruck es auf sie gemacht 
habe, als die deutschen Truppen in Namur eingezogen seien — 
alle Regimenter unter schallendem Gesang, das eine mit der 
„Wacht am Rhein", das andere mit „Ich hatt' einen Kame¬ 
raden, das dritte mit „Ein' feste Burg ist unser Gott". 
Die Engländer spielen hinter der Front Fußball. Die deut¬ 
schen Truppen lassen sich von ihren Offizieren die Schönheiten der 
großen kirchlichen Bauwerke in Belgien und Nordfrankreich er¬ 
klären, geben an vielen Orten selbstredigierte und selbstgedruckte 
Kriegszeitungen heraus, richten in besetzten Dörfern Lesezimmer 
ein und lassen sich von den Ortslehrern in der fremden Sprache 
unterrichten. 
Die Russen haben in Ostpreußen die Wintersaat umgeackert, 
die zwischen ihrem ersten und zweiten Einfall gesät worden war. Die 
Deutschen haben in dem besetzten Feindesland im Westen große 
Ackerflächen selbst bestellt. 
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