Volltext: Schweden und der Weltkrieg [77]

doch immer der Kern der führenden Klaffen Schwedens ist. 
Diese Traditionen üben noch immer einen bestimmenden Einfluß 
sowohl auf die Armee wie auf die Verwaltung aus. Von den 
kleineren germanischen Staaten kann außer Schweden nur Lolland 
seine Zukunftshoffnungen mit den Traditionen einer verflossenen 
Größe vereinigen. Zwischen Lolland und Schweden ist jedoch 
der Unterschied vorhanden, daß die Größe Lollands in letzter 
Land auf dem Landet, diejenige Schwedens auf dem Schwerte 
beruhte. Aber die Landelstraditionen, im Verein mit modernem 
Kapitalismus, lösen keine großen nationalen Aufgaben. 
In den angedeuteten Tatsachen scheinen uns wirkliche 
Voraussetzungen zu einer führenden Stellung Schwedens unter 
den Nordgermanen vorzuliegen. Der schwedische Aktivismus 
während des Krieges, von sämtlichen intelligenteren, politisch ge¬ 
schulten jüngeren Kräften der verschiedenen Parteien zielbewußt 
getragen, will jetzt durch unsere Teilnahme an dem Kriege einen 
großen kühnen Schritt zum Ziele unternehmen. Dies ist den 
Juden ein Ereignis und den Griechen eine Torheit, und allen 
altklugen Kleinschweden ist es die reine Abenteurerpolitik, die 
unsere schönen Krieger, unsere ersparten Pfennige und vielleicht 
auch unsere Freiheit aufs Spiel setzen will. Sie denken nicht 
daran, daß jede große Begebenheit im Leben eines Volkes dem 
Kleinmütigen stets als ein Abenteuer erschienen ist. 
Llnsere sogenannten Aktivisten sind keine abenteuerlichen 
Politiker. Sie sind eher zu sehr als zu wenig nüchtern und kritisch, 
und am ehesten kann man ihnen den Vorwurf machen, daß die 
Kritik ihre Landlungskraft zu beschneiden droht — die Schwäche 
eines alten Kulturvolks. Verhielte es sich nicht so, würde jeden¬ 
falls der Widerstand sie zur Selbstprüfung gezwungen und ihre 
politischen Gedanken und Bestrebungen von der Spreu befreit haben. 
Sie verkennen nicht die Schwierigkeiten. Sie wissen und 
anerkennen, daß der Krieg für jedes Volk ultima ratio ist. 
Man greift dazu, wenn das Volk oder seine Führer zu einer 
Überzeugung gekommen sind, daß die Lebensintereffen des Staates 
in anderer Weise nicht gesichert werden können. Besonders für 
ein kleines Volk mit starken Grenzen für sinanzielle und mili¬ 
tärische Lilfsquellen ist der Krieg ein letzter Ausweg und in ge¬ 
wissem Sinne ein Wagnis, dem man nur im äußersten Notfälle 
die Zukunft des Landes als Einsatz gibt. 
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