Volltext: Siedlungsgeschichte des Waxenbergischen Amtes Leonfelden

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Franz Brosch, 
Jahresleihe vergeben, lagen aber im übrigen für neu sich anschich 
tende Bürger bereit. 
Die Marktanlage war westlich gegen das Kirchenviertel durch 
eine scharfe Linie abgegrenzt, ihr östliches Ende aber unbestimmt 
gelassen. Auf sie folgte der Angerschlag der Probezeit und jenseits 
der Rodl der Hang „Berg“. Er zählte um 1440 zur Zaglau 126 ). 
Bürgerbrückl (Abb. 7, Nr. 29) und Bürgerweg verbanden Berg und 
Markt. Wir gewinnen den Eindruck, daß der Markt schon nach der 
Absicht der Gründer auf den ganzen rechteckigen Boden beider 
seits des Langangers in der Breite Mitterfeld plus Grabenwiesen 
das Rodungsrecht hatte. Dieses Gebiet, die Urgmain der Bürger 
schaft, wie man sagen könnte, reichte anscheinend bis zur damals 
noch ungefestigten Riedmarkgrenze. 
Als Versuch geschah die Gründung des Marktes in zeitlich 
getrennten Arbeitsgängen (I. Dorf — II. Angerverlängerung — 
III. Lüssehalbierung, Hausvermehrung, Burgrechtsrestrodung, 
Zaglaulüsseanfangsrodung). So abgestuft aber auch der Vorgang 
der Gründung war, erfolgte er doch ganz in den Formen des 
neuen Besiedlungsstiles. Die Form des ersten Marktes, die Lang 
angeranlage, ist einer seiner Wesensteile. 
Ein anderer Wesensteil ist das Waldhufendorf. Wie war 
der Vorgang bei Gründung eines solchen? 
Die Herstellung einer solchen Ortschaft dürfte in einem ein 
zigen ununterbrochenen Arbeitsgange, rasch, in der Hauptsache 
wohl binnen eines Jahres vor sich gegangen sein. Auf dem sorg 
fältig gewählten Waldgrund, der manchmal die Umgebung einer 
älteren Einschicht, einer Keimsiedlung gewesen war, dürfte vor 
allem, vielleicht schon im Vorherbst das Rodungsrechteck (Abb. 4, 
Raum innerhalb des Schraffenbandes [S. 253]) ausgemessen und 
durch Anpletzen der Bäume 127 ) abgegrenzt worden sein, worauf die 
Anlage eines Aufhiebes erfolgt sein dürfte, auf dem ein fester, etwa 
ein Prügelweg, die zukünftige Dorfstraße, angelegt wurde. Womög 
lich wurde er auf einem Riedl nordsüdlich ausgerichtet. Die längs 
dieser Linie erbauten Gehöfte lagen dann so, daß bei der meist herr 
schenden West- oder Ostluft einem Übergreifen von Schadenfeuern 
begegnet war. Zu beiden Seiten des Aufhiebes wurde dann die 
Schlägerung des Rodungsrechteckes durchgeführt, und damit 
zugleich das Bauholz für die ersten Blockhäuser 128 ) gewonnen, der 
126 ) Urbar c. 1440, IAg 1. 
127 ) Kötzschke R., Quellen zur Geschichte der ostdeutschen Kolonisation 
im 12. bis 14. Jahrhundert (1931) Nr. 37 (Gründungsbuch des Klosters Heinrichau, 
Schlesien). 
128 ) Abgesondert stehende Backöfen weisen heute noch auf diese ursprüng 
lichste Bauweise der Waldgegenden.
	        
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