312
Erich Trinks,
Das Urbar ist datiert, und zwar soll es nach seiner Überschrift
am Michelstag (29. September) des Jahres 1435 angelegt worden
sein. Auf Grund der Untersuchung der äußeren Merkmale der Hand
schrift wäre diese also um 50 Jahre jünger als der ursprüngliche
Text des Urbares. Eine Überprüfung der obigen Angabe ist nun
mit Hilfe der Einleitung des Taidings möglich, welche folgender
maßen lautet:
Vermerkcht dye rechten des markchts Lonuelden, so
durch vns hernach geschryben richter vnd burger in eehaften
tayding berechtend sein nach dem vnd der markcht durch
dye hussrey verprennt ist worden, dieselben rechten dann in
dem alten marktpuech, so verprunnen ist, geschryben gewe
sen, der yederman gedacht hat vnd nach geschafft auch mit
willen vnd wissen vnsers genadigen herrn herrn Reimprechten
vonn Walsse aus dem urbarpuech Waechsennbergk vernewt
sein worden in gegenwurt des edlenn Caspar Hager nach
Christi gepurdt tausent vierhundert vnd im fünff vnd dreys-
sigisten iaren,
Kristanne Getzendorffer richter vnd wir hernach geschry
ben burger Peter Egkchsneyder, Kristan Swab, Paul Holz-
schuech, Liennhart Ernst, Hanns Spyllawber, Steffan Eybegkh,
Thaman Goselpekh, Hanns Volradt, Hanns Ratgeb, Paul Kuers-
naer, Thaman Reichel, Hanns Newmaister, Peter Reindl, Hain
reich Tewfelpekch, Steffan Klawbsin, Hanns Mautter, Paul
Fleyschakcher, Thaman Hindterpekch, Hanns Poltz, Mert
Fleyschakcher, Vogelpaull.
Danach ist Leonfelden durch die Hussiten verwüstet worden. Dies
ist wohl beim Einfall der Hussiten nach Österreich ob der Enns im
Jahre 1429 240 ) geschehen. Es ist aber auch begreiflich, daß die
Wiederherstellungsarbeiten nicht sogleich, solange noch die Ge
fahren künftiger Einfälle bestanden, in Angriff genommen wurden,
namentlich bei einem so nahe der Grenze gelegenen Ort. Wurde
doch auch der Wiederaufbau des zerstörten Klosters Baumgarten
berg 241 ) erst 1434 in Angriff genommen. Somit wird es mit der
obigen Jahresangabe der Erneuerung des Taidings seine Richtigkeit
haben.
Aber nun ist da auch eine Liste von Bürgern mitgeteilt, welche
im Jahre 1435 zu Leonfelden haushäbig waren. Es wäre wohl zu
erwarten, daß wir dieselben Namen im Verzeichnis der Burgrechts
besitzer (I В a) des Urbares begegnen. Allein dies trifft nur teil
210 ) S. 220, Fußnote 11.
241 ) Pritz F. X., Geschichte des Klosters Baumgartenberg, Arch. f. österr.
Geschichte 12 (1853), Sepabdr., S. 37 ff.