Volltext: Unserer lieben Frauen Opferung

Die Hussitenwirren. 
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Zuversicht, ein Statt der Zuflucht, zur Zeit des Zorns ein Versöhnung, ja sie 
ist ein Wolkensaul bey Tag vnd ein Fewersäul bey der Nacht, die nimmer 
von jhr thut weichen. (Exod. c. 13.) Protegam civitatem istam, ut salvem 
eam propter me (Is. cap. 37). Ich wil diese Statt beschützen, auff daß ich 
sie rette vmb meinetwillen." — In wieviel bangen, schmerz- und qualvollen 
Stunden mag diese Rettung erfleht worden sein? Das Todesröcheln der 
Mönche von Goldenkron war noch nicht verstummt, die gellenden Hilferufe 
der bedauernswerten Opfer von Prachatitz durchschnitten noch die Luft, das 
warme Blut der Erschlagenen rann noch durch die Gassen der Schwesterstadt, 
als die guten, glaubenstreuen Budweiser ihre Seele Gott empfahlen und vor 
dem Bilde Uns'rer lieben Frauen knieend um ein sepges Ende ohne lange 
Marter baten. Jeder Tag war nun ein „Memento mori!“ ergreifender denn 
je, an jedem Tage empfing man die hl. Sakramente, sprach sich selbst sein 
Sterbegebet und rüstete sich so zum Tode. Jede neue, durch Flüchtlinge oder 
Eilboten überbrachte Kunde, jeder unvorbereitete Glockenschlag, den man schon 
für den Beginn des Sturmesläutens hielt, steigerte das Entsetzen. Kranke und 
Greise sehnten freiwillig das Sterben herbei, um der Angst, gemartert zu 
werden, los zu sein. — Doch, ein Anblick tröstete sie und belebte ihr Ver 
trauen: Die reinste Magd, die auch in dieser größten Not ihre unschuldigen 
Hände bittend zu Gott erhob für ihre treuen Kinder, die in Todesangst und 
Schrecken zu verschmachten drohten. Und wie sie einst in Mailand nicht 
umsonst gefleht, so ward auch jetzt durch ihre Huld die Stadt vom Unter 
gang gerettet. 
Vierzehn lange Jahre noch wüteten in Böhmen die Hussitenstürme ohne 
Budweis weiter zu berühren. Vier mächtige Kreuzheere wurden von den Auf 
rührern geschlagen und in alle Winde versprengt. Leichenhügel und Brandstätten 
bezeichneten auch weiter ihren Weg, die Schrecken des Weltgerichtes gingen 
vor ihnen einher. Bebend wich vor ihnen selbst der König aus seinen böhmischen 
Landen, Krone und Herrschergewalt im Stich lassend, und da er sie wieder 
erlangte, sogar von seiner Gattinst an den Feind verraten. Mancher Budweiser 
Bürgerssohn war als tapferer Kämpe unter kaiserlicher Fahne am Schlacht 
felds geblieben, das Elend und die Not in Böhmen stieg schon fast zum 
Gipfelpunkt, als der todeskühne Meinhart von Neuhaus, selbst ein Kelchner, 
in verzweislungsvoller Schlacht bei Lipau (30. Mai 1434) mit seinem tapferen 
Schmerle den Greueln der Rebellen ein Ziel setzte. Böhmen, nur durch Böhmen 
selbst überwunden, sank jetzt verblutend zu Siegmunds Füßen und huldigt 
st Barbara von CM, damals 45 Jahre alt, verband sich, während Sigismund am 
Reichstag zu Eger weilte, mit hussitischen Verschwörern, die des Kaisers Tod, Barbara's 
Vermählung mit Wladislaw III. von Polen und ein Hussitenreich, bestehend aus Böhmen, 
Polen und Ungarn erstrebten. Sigismund läßt sie (November 1437) in Znaim verhaften. Er 
selbst stirbt in kaiserlichem Ornate auf dem Throne sitzend, die Krone aus dem Haupte, nach 
Anhörung einer hl. Messe, 9. Dezember 1437, im Alter von 70 Jahren.
	        
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