Volltext: Unserer lieben Frauen Opferung

3. Unsrer lieben Fronen Einkehr. 
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Hause, dem sie manche Gunst und Förderung in ihren Handelsgeschäften ver 
dankten, anhänglich. Daß es in der Glanzperiode der Visconti eine starke 
deutsche Kolonie in Mailand gab, die unter Umständen sogar einen wichtigeil 
Machtfaktor repräsentieren konnte, läßt sich, abgesehen von dem Riesenwerke 
des Dombaues, der Arbeiter, Architekten und Künstler aus aller Herren Länder 
— also auch Deutsche — in Menge herbeizog, schon aus dem regen, mittel 
alterlichen Handelsverkehr, zwischen Deutschland und Italien mit Sicherheit 
schließen; (vgl. A. Schulte, Geschichte des mittelalterlichen Handels, Leipzig, 
Dunker 1900.) Neben Venedig, Como, Genua war gerade Mailand die 
wichtigste Eingangsstation durch die Alpenpässe und zu einem Stapelplatz für 
den deutschen Handelsverkehr nach Italien wie geschaffen. Hier vereinigten 
sich wie in einem Zentralpunkt mehrere Alpenstraßen, und von der glänzenden 
Stadt der Viscontis öffneten sich den reichen Handelszügen des Nordens die 
weite lombardische Ebene und das malerische Flachland am Po. War nun das 
ehemalige „Mediolanum“ schon durch seine Lage zur Großstadt wie vorher 
bestimmt, so kam ihm überdies seine rührige, gewerbstätige Bevölkerung und 
seine unternehmende Kaufmannschaft sehr zustatten. Großes Gewicht legte 
man auf gute Beziehungen mit den handeltreibenden Deutschen. Man 
verhehlte sich die großen Vorteile nicht, die man aus gut nachbarlichen Verhält 
nissen mit ihnen ziehen konnte. Auch dem Herrscherhause der Visconti waren 
diese fremden Untertanen willkommene Gäste, konnte ja doch durch sie wirksam 
das Prinzip der Gegenseitigkeit, die Verbreitung und der Absatz italienischer 
Handelsartikel in deutschen Landen befördert, ja nicht selten auf das Schicksal 
der eigenen Landsleute im Bereiche fremder Herrscher bestimmender Einfluß 
geübt werden. Daher sehen wir sie fast durchwegs von den Regierungen 
der damaligen oberitalienischen Kleinstaaten begünstigt. Ihre deutsche Sitte 
und Eigenart findet langsam auch in der welschen Stadt ein vollberechtigtes Heim. 
Ihre bedeutenden Privilegien, die sie in Mailand genießen, nehmen in den 
Jahren 1422 und 1460 die Formen eines geschriebenen Sonderrechtes an, 
ihre Urkunden werden durch eigene Notare gefertigt, die sie sich selbst wählen 
können, sie genießen die Rechte herzoglicher Familiären, den geldkräftigen 
italienischen Handelsgesellschaften gehören gar nicht selten wohlhabende Deutsche 
als Teilhaber an, die durch ihre hervorragende Stellung wieder Zutritt zum 
Hose des Herzogs haben und in verschiedenen Angelegenheiten entscheidenden 
Einfluß üben. In Mailand findet man deutsche Aerzte, Buchhändler, Buch 
drucker, Wirte, Uhrmacher und andere Handwerker vor. Der Deutschen wegen 
erscheint 1498 das erste italienisch-deutsche Wörterbuch. Vielleicht ist auch die 
heute noch für die 1200 Katholiken deutscher Zunge bestehende Seelsorgstelle 
ein Überrest aus jenen Tagen. Ein Zusammenschluß zu einem einheitlichen natio 
nalen Körper, einer „Colonia Theutonicorum“ ist daher soviel wie sicher 
anzunehmen. Diese Kolonie nun ist es, die zu unserem Madonnenbilde in engster 
Beziehung steht. Die guten deutschen Leute jener Zeit hatten aus ihrer deutschen
	        
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