Volltext: Die Stellung des Papsttums im Weltkriege [76]

„Der Papst muß vollständig unab¬ 
hängig sein. Die Katholiken der ganzen 
Welt dürfen beanspruchen, daß er sich frei 
und unabhängig äußern darf, ihnen auch 
Aufklärungen geben kann. Mehr als je 
aber hat es sich in diesem Krieg erwiesen, 
wie notwendig das ist... Wir sind außer¬ 
stande, uns über alle Verhältnisse so aus- 
zusprechen, wie wir es wollen. And vor 
allem, wir sind nicht in der Lage, uns 
wirklich ein objektives Arteil zu bilden 
und die Gläubigen über die wahre Lage 
aufzuklären." 
hat sich Benedikt XV. im November 1915 dem An- 
gehörigen eines neutralen Staates gegenüber geäußert. Ent¬ 
sprechend hatte er sich bereits vorher gelegentlich ausgelassen. Noch 
eingehender hat er später seine Hoffnungen für eine endgültige 
Lösung der sogenannten „Römischen Frage" bei einem baldigen 
Friedensschluß in seiner Ansprache an das Kardinalskollegium in 
dem Konsistorium vom 7. Dezember 1915 zum Ausdruck gebracht. 
Zweifellos I Die Anhaltbarkeit der Lage des Papsttums ist jetzt 
allerseits klar geworden. Das ist eine der Folgen, welche Italiens 
freiwilliger Eintritt in den großen Weltkrieg mit sich gebracht hat. 
Warum ist es bis jetzt noch nicht zu einer befriedigenden Re¬ 
gelung dieser für die katholische Kirche und ihre Gläubigen so wich¬ 
tigen internationalen Frage gekommen? Wie war es möglich, daß 
das 1870 versäumt wurde, als die Italiener der weltlichen Herr¬ 
schaft des damaligen Papstes Pius IX. ein Ende bereiteten? 
Am darüber ein zutreffendes Arteil zu gewinnen, müssen wir 
auf die jenen Ereignissen voraufgehenden geschichtlichen Vorgänge 
zurückgreifen. 
Anmerkung: Zu historisch-juristischen Betrachtungen hat den Ver¬ 
fasser dieser Antersuchung, der ein Jahrzehnt in Rom gelebt und sich dort 
in seinen Studien besonders mit Papstgeschichte beschäftigt hat, der Weltkrieg 
veranlaßt. Sie sind zuerst im Novemberheft der „Deutschen Revue" 
(1915) veröffentlicht worden. Mit eingehenden Ergänzungen und Am- 
arbeitungen erscheinen sie hier noch einmal. 
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