Full text: Die Stellung des Papsttums im Weltkriege [76]

seines Verfassungs- und Gesetzgebungsrechts, wie sie imSchlußartikel 
des Gesetzes ausgedrückt ist: „In allen Angelegenheiten, die Gegen¬ 
stand des vorliegenden Gesetzes sind, verliert jede bisher gültige 
Anordnung, sofern sie diesem Gesetze widerstreitet, ihre Kraft." 
III.' 
Wert des Garantiegesetzes nach den Erfahrungen aus dem 
gegenwärtigen Kriege. 
Das Garantiegesetz, erlassen am 13. Mai 1871, behandelt — 
laut der Überschrift im Entwurf des Ministerpräsidenten Gio¬ 
vanni Lanza vom 9.Dezember 1870 — die Garantien für 
die Anabhängigkeit des Papstes und für die freie 
Ausübung der geistlichen Autorität des Leiligen 
Stuhles. Seiner größten und eigentlich wirklichen Belastungs¬ 
probe ist es erst jetzt, beim Eintritt Italiens in den gegenwärtigen 
Weltkrieg, unter dem Pontifikate Benedikts XV. unterworfen 
worden. 
Zur Beurteilung seines Wertes bei dieser Gelegenheit inter- 
essiert uns der erste Teil allein:22) „Die Vorrechte des Papstes und 
des Leiligen Stuhles", und davon auch nur die Artikel, deren An¬ 
wendung sich bei dem Kriegszustand Italiens als nicht durchführ¬ 
bar bzw. als bedenklich erwiesen haben. 
Von den drei ersten, welche Anverletzlichkeit und die Vorrechte 
eines Souveräns für den Papst feststellen, ohne ihm diese Be- 
zeichnung zu gewähren,^) ist hier die Bestimmung wertvoll, daß 
Beleidigungen, öffentliche Beschimpfungen des Papstes durch 
Reden, Taten oder durch die Presse der gesetzlichen Strafe unter¬ 
liegen sollen.—Einwandfrei festgestellt ist jetzt die zeitweilige Macht¬ 
losigkeit der italienischen Polizei gegen die in einem zivilisierten 
Staate unglaublichen Ausschreitungen, wie sie in Mailand, Rom 
und anderen Städten gleich zu Beginn des Krieges vorgekommen sind. 
Vollkommen berechtigt ist da der Zweifel, ob die italienische 
Regierung überhaupt fähig wäre, den Papst zu schützen, falls sich 
die Wut, die Zerstörungsgier des römischen Pöbels, etwa verhetzt 
durch freimaurerische Agitation, wie das auch schon früher zutage 
getreten ift,24) gegen ihn, den vornehmsten Friedensprediger, 
wenden sollte,^) der sich schon durch sein Eintreten für eine Mil- 
25
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.