Volltext: Die Stellung des Papsttums im Weltkriege [76]

ruhmvollen und von jeder menschlichen Souveränität unab- 
hängigen Sitz behalte." 
Die Vorschläge, welche der Überbringer des königlichen 
Schreibens als Grundlage einer Übereinkunft zwischen Italien und 
dem Leiligen Stuhle unterbreitete, waren die bereits am 29. August 
von Visconti-Venosta dem Ausland mitgeteilten. Seine Instruk¬ 
tion betonte ausdrücklich, daß die nötigen Garantien sür die geist- 
liche Anabhängigkeit des Leiligen Stuhles Gegenstand künftiger 
Verhandlungen mit den interessierten Mächten sein sollten. 
Der Papst lehnte auch diesmal sämtliche Vorschläge ab; ab¬ 
lehnend war ebenso seine Antwort auf den Brief des Königs. 
Es erfolgte der Einmarsch der italienischen Truppen in den Kirchen¬ 
staat, ihr Einzug am 20. September durch die Bresche an der 
Porta Pia und die Besetzung Roms, mit Ausnahme des Leonini- 
schen Stadtteils. 
Anter dem Vorwände, daß der Vatikan vor der gärenden 
Bevölkerung nicht sicher sei, ließ Kardinal Antonelli durch den 
preußischen Gesandten v. Arnim, der bereits vor der Übergabe 
Roms seine Vermittlung dem Papste angeboten hatte, den Kom¬ 
mandanten der italienischen Truppen, General Cadorna, um Be¬ 
setzung jenes Stadtteils ersuchen. Cadorna kam dem Verlangen 
nach, jedoch mit dem Vorbehalt, „die Truppen aus der Leonina 
zurückzuziehen, wenn Seine Leiligkeit deren nicht mehr zu bedürfen 
glaubte". In gleicher Weise erfolgte am 25.September auf den¬ 
selben Wunsch hin die Besetzung der Engelsburg. Die Absicht der 
italienischen Regierung, in diesem Stadtteil die territoriale Sou¬ 
veränität des Papsttums zu erhalten, war damit Hintertrieben. 
In besonderer Abstimmung entschied sich am 2. Oktober auch die 
dortige Bevölkerung sür die neue Regierung. 
Diomede Pantaleons) meinte allerdings, die Furcht vor der 
aufrührerischen Bevölkerung wäre bloß ein Vorwand gewesen. 
Die damaligen Truppen des Vatikans hätten ihrer wohl Lerr 
werden können. Antonelli und Pius IX. wollten nur der Welt 
die Gefangenschaft des Papstes beweisen, ihr damit die Not¬ 
wendigkeit seiner Befteiung dartun. Die Verantwortung sür diese 
Behauptung muß Pantaleoni überlassen bleiben. 
Jedenfalls nährte die damalige italienische Negierung, zum 
mindesten ihr Anterhändler beim Kardinal Antonelli, Cavours 
ehemaliger Mitarbeiter, der Baron Blanc,") als Generalsekretär 
Lulves. Die Stellung des Papsttums im Weltkriege 2 17
	        
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