Volltext: Die Stellung des Papsttums im Weltkriege [76]

Gesandten in Florenz, daß sein König gegenüber seinen katholischen 
Untertanen sich verpflichtet fühle, den Papst in der Wahrung 
seiner Würde und Anabhängigkeit als Chef der katholischen Kirche 
zu unterstützen. Anstreitig hat in jenen Tagen das protestantische 
Preußen, das allerdings damals Grund genug hatte, der italieni¬ 
schen Politik gegenüber mißtrauisch zu sein, ein viel wärmeres 
Interesse für das Schicksal des Papstes bewiesen, als beispiels¬ 
weise die diesem weit näherstehenden Staaten Österreich und 
Frankreich. 
Gerade die bedeutendsten der katholischen Großmächte ver¬ 
hielten sich passiv. Das Wiener Kabinett unter dem Grafen Beust?) 
erklärte auf mehrfaches Angehen der Kurie in einer Depesche vom 
13. September an den Vertreter des Kaiserstaats in Rom: 
„Wollten wir einen reellen Druck auf die Entschließungen des 
Florentiner Kabinetts ausüben, so würden wir uns in einen ernst¬ 
haften Konflikt verwickeln, den zu provozieren allen unseren Inter¬ 
essen zuwider ist... Die persönliche Sicherheit des Papstes und 
die zur Ausübung seiner geistlichen Macht nötige Anabhängigkeit 
sei aber Gegenstand der aktivsten Sorge des Kaisers und seiner 
Regierung. Wollte der Papst in ein Arrangement mit der italieni¬ 
schen Regierung treten, um den Forderungen der Situation Rech¬ 
nung zu tragen, so würde das Kabinett sich beeilen, ihm seine guten 
Dienste zur Verfügung zu stellen ... Alle unsere Anstrengungen 
würden darauf Hinzielen, dem Leiligen Vater die Garantien zu 
sichern, welche vereinbar sind mit einem Stande der Dinge, der, 
so schmerzlich er für den Leiligen Vater ist, das unvermeidliche 
Ergebnis von Ereignissen ist, welche aufzuhalten nicht mehr mög¬ 
lich ist . . . Sobald der Moment gekommen sein wird, in dem 
die interessierten Mächte berufen werden, die dem 
Leiligen Stuhle bereitete Lage zu prüfen, wird die 
Stimme Österreichs nicht verfehlen, sich zu erheben, um zu seinen 
Gunsten die von seiner hohen Mission untrennbaren Bedingungen 
zu reklamieren." 
Vorläusig erachtete Österreich diesen Moment noch nicht für 
gekommen. Laue Ermahnungen, die an dem gleichen Tage an das 
Florentiner Kabinett abgingen, wurden mit unverbindlichen Er¬ 
klärungen Visconti-Venostas erwidert: „Die Erwerbung eines 
Territoriums, der Besitz einer Stadt, so erlaucht sie auch sei, 
ist nicht das Ziel, welches zu erreichen wir uns vorgenommen 
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