Volltext: Das Hohe Haus in der Karikatur

Der Heilinger ist Volkstribun — 
Da kann man nichts dagegen tun. 
Der liebe Herrgott gab ihm halt 
Die zauberkräftige Gestalt, 
Die Bonhommie, des Bäuchleins Fesche 
Und seines Mundwerks herbe Resche. 
Er kennt des kleinen Mannes Seele 
Und hat dieselben Denkkanäle. 
Er weiß, daß immer wo was faul is, 
Und wie dem Wähler just ums Maul is. 
Zu ihm sprach Lueger: ,,Ich sterbe; 
Geh, gib mir acht auf das Gewerbe. 
Denn die Partei besitzet leider 
Zu viele Schuster und — den Schneider.“ 
Als später dann der Zwist entbrannt, 
Hat Heilinger sogleich erkannt: 
Am besten sei’s, sich separieren 
Und selbst als Führer etablieren. 
Er schuf die christlichsoziale 
Popopularitäts-Filiale, 
Gleich hinten in der Josefstadt, 
Wo man nicht weit ins Rathaus hat. 
Dort sitzt der Fuchs in seinem Baue, 
Er zeigt die Zähne, hebt die Klaue. 
Je mehr in der Partei es kracht, 
So sichrer wachset seine Macht. 
Bemüht war er vor allen Dingen, 
Den Freund Weiskirchner umzubringen. 
Er poltert’, wütet’, pfaucht’ und zischte, 
Wenn er ihn irgendwo erwischte. 
Fraß Richard er mit Haut und Haar, 
Klatscht’ Beifall seiner Hörer Schar; 
Nannt’ er Verräter ihn und Streber, 
Sprach er dem Volke von der Leber. 
Doch ist erheblich ruhiger jetzt er 
Seit jener doch sein Vorgesetzter . . . 
Herr Heilinger ist Volkstribun, 
Als solcher durch und durch immun, 
Und halten ihm die Wähler aus, 
Wird ein Minister noch daraus. 
Dann macht das Rathaus Reverenz 
Der Kleingewerbe-Exzellenz.
	        
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