Volltext: Und dennoch!

ßen, Rußland und England zu verbinden. Oer ganze Plan gibt 
nur Stoff zur Eifersucht zwischen Österreich und Preußen. 
Stein: Oie Schwächen der österreichischen Dynastie und der 
Regierung sind nur vorübergehende Umstände. Oie Kaiser- 
würde war vor 1806 keineswegs im Gegensatz zu Preußens 
Unabhängigkeit, welche dadurch weder in der inneren Verwal¬ 
tung noch in den Verhältnissen zum Ausland beengt war. Es 
ist notwendig, Österreich durch Gründe des Vorteils und der 
Pflicht an Oeutschland zu knüpfen, um es zu verhindern, daß es 
sich nicht durch Frankreich in den mannigfaltigen staatlichen 
Vermittlungen hinreißen läßt, welche vielleicht die nahe Zu¬ 
kunft bringen wird. 
Humboldt: Es ist unmöglich, einem deutschen Kaiser die 
erforderliche Macht zu gebend Preußen kann sich ihm nicht 
unterwerfen, die mittleren Staaten werden es nicht wollen. 
Ohne diese Macht würde die Kaiserwürde dem, der sie trägt, 
nicht den beabsichtigten vorteil gewähren, er wird daher den 
Vorteil seiner Staaten stets dem des Reiches vorziehen,- er 
müßte dem Reich gefährlich werden, ohne ihm zu nützen. Diese 
Gründe sind auf Österreich mehr anwendbar, als auf jeden 
anderen deutschen Staat,- es hat seine Provinzen in Belgien, 
am Rhein und in Schwaben aufgegeben,- die Masse seiner Be¬ 
sitzungen liegt in Italien, Ungarn und Polen. Das Haus Habs¬ 
burg hat es zu jeder Zeit gut verstanden, sich den Verpflich¬ 
tungen gegen das Reich zu entziehen, wieviel mehr wird das 
jetzt der Fal sein, wo sein Interesse mehr als je von Deutsch¬ 
land getrennt ist. Es würde die Kaiserkrone nur benützen, um 
seine besondere Macht zu vermehren, was gleich gefährlich für 
Oeutschland und Europa wäre. Oie Ruhe und Sicherheit 
Deutschlands beruht stets auf der Einigkeit Preußens und 
Österreichs, die wahre Gefahr nur in deren Zwietracht. Ein 
Kaisertum würde schon durch sein Dasein ein Sgstem des Gegen¬ 
satzes zwischen beiden schaffen. Welche Mängel eine Föderation 
ohne Oberhaupt auch haben möge, so bietet sie immer noch die 
größeren Vorteile. 
368
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.