Volltext: Und dennoch!

hat einen unglücklichen hang zur Grübelei, daher begreift er 
die Gegenwart nicht und ist von jeher eine sichere Leute seiner 
schlaueren und gewandteren Feinde geworden. 
Steffens: Exzellenz, wer ist kühner hervorgetreten, wer 
hat das Volk entschiedener entflammt, als es galt, den Feind 
mit geistigen Waffen zu bekämpfen, als die zwei spekulativ 
grübelnden Deutschen Fichte und Schleiermacher? Eure Exzel¬ 
lenz haben ein zu großartig tätiges Leben geführt, als daß 
Ihnen viele Feit bleiben sollte, sich um unsere Grübeleien zu 
bekümmern,- doch scheint es mir unpraktisch eine Geistesrichtung 
zu übersehen, die, wie Sie beklagen, ein wesentliches Element 
der Nation ist. 
Stein (lachend): Am Ende bin ich selbst ein unpraktischer 
Grübler, der sich über das Grübeln in unnütze Grübeleien ver¬ 
liert. Lassen wir die Grübelei. Wie geht es Ihrem Sohn Theo¬ 
dor, lieber Nörner? 
Nörner: Er ist gegenwärtig in Leipzig und wirkt und wirbt 
für sein Lützower... Da mutz ich Euer Exzellenz doch erzählen, 
daß mich vor einigen Tagen Goethe besuchte. Er war auf der 
Reise in die böhmischen Läder begriffen, um dem Nriegstrubel 
auszuweichen. Nein Sohn war auch anwesend und als wir 
uns hoffnungsfreudig aussprachen, sagte Goethe nur: „(D ihr 
Guten! Schüttelt immer an euren Netten; ihr werdet sie nicht 
zerbrechen; der Nkann ist euch zu groß!" Über das, was uns 
jetzt interessiert, läßt sich mit ihm nicht sprechen. Er ist zu kalt 
für den Zweck, um zu hoffen. Jede Entbehrung und Unruhe 
ist ihm daher ein zu kostbares Vpfer. Um seine und vieler ande¬ 
ren klugen Leute höhere Weisheit beneide ich Niemanden. 
Arndt: Ich habe Goethe auch gesprochen; sein Anblick und 
seine Rede waren gleich unerfreulich; der erste sprach aufgestörte 
Ruhe, die zweite ungläubige Hoffnungslosigkeit aus. 
Stein: Lassen wir ihn, er ist alt geworden.. (er stöht mit 
Körner an). Auf Ihr Wohl, das wohl des bravsten Mannes in 
Dresden, wie mein Freund Arndt sagt, und Gott schütze Ihren 
Sohn, den wackeren Liedersänger! 
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