Volltext: Und dennoch!

Dresden. 
Anfang April 1813. 
Das Haus des Gberappellgerichtsrates Christian Gottfried Körner. Das 
Ltzzimmer. — Beim Mittagstisch sitzen: Körner, Freiherr vom Stein, 
Chef des Derwaltungsrates der von den Verbündeten besetzten Länder, 
Ernst Moritz tirndt, Professor Steffens als freiwilliger Jäger. 
Stein: Mt Ihrem Nönig würde ich kurze Prozedur machen. 
Er hat das Anerbieten, sich Preußen und Rußland anzuschlie¬ 
ßen, zurückgewiesen, er ist nach Regensburg ausgerissen unter 
dem Vorwand, dem Ansinnen Napoleons auszuweichen, nach 
Frankreich zu kommen,' er hat eine Proklamation erlassen, in 
der er die Zuversicht auf die mächtige Unterstützung seines 
französischen Verbündeten ausspricht,' er unterhandelt persön¬ 
lich mit dem Nönig von Lagern, der mit Montgelas die festeste 
Stütze des Rheinbunds ist; endlich geht er nach Prag und unter¬ 
handelt mit «Österreich über die Neutralität, schließlich wird er 
sich zwischen alle diese Stühle setzen. Ihn, wie alle diese deut¬ 
schen Fürsten, welche fortwährend ihre Netten küssen, müßte 
man absetzen oder zum wenigsten Preußen und Österreich 
unterordnen. Vieser Friedrich August ist doch der Erbärmlichste 
unter allen. Er lebt nur von der Gnade des Franzosenkaissrs. 
Leim letzten Aufenthalt Napoleons in Dresden ließ er sich von 
ihm jeden Abend in die unzüchtigen französischen Schauspiele 
schleppen und am andern Morgen ging er zur Messe und beich¬ 
tete seine Sünde. Aber auch vom sächsischen Volke habe ich mehr 
Gefühl für die Schande des Vaterlandes und die französische 
Nnechtschaft erwartet. 
Nörner: Oie schönen Worte der Proklamationen der beiden 
Menarchen und Blüchers sind leider zumal in den Wind ge¬ 
redet. Oie Immsdiatkommission, welcher der Nönig die Regie¬ 
rung übergeben hat, besteht aus schwachen und servilen Nrea- 
turen: der Graf Sensft spricht von Preußen nur als von einem 
verfaulten Leichnam, der nur noch unter dem Gesichtspunkt 
Interesse für ihn hat, wie die auseinanderhängenden Fetzen 
seines leblosen Nörpers unter die Nachbarn zu teilen sind. 
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