Volltext: Und dennoch!

Ungeduld in Tilsit. Gestern kam Graf Segdlitz, den ich nach 
Berlin geschickt hatte, um dort über meine bisherigen Verhand¬ 
lungen mit den Russen zu berichten, wieder zurück, ver König 
schreibt mir (er nimmt den Brief von einem Tische): „Mein und des 
Kaisers von Krankreich eng verbundenes Interesse..., ich solle 
nicht über die Schnur hauen, Napoleons großes Genie wird 
bald wieder auf den Beinen stehen." Meine Soldatenehre steht 
auf dem Spiel, wenn ich dem König, dem Marschall nicht ge¬ 
horche. Gehorcheich aber, so unterwerfe ich Preußen neuerdings 
der Gewalt Napoleons. Und ist der Erfolg gewiß, wenn ich die 
Kähnen Frankreichs verlasse? Sie wissen, daß im russischen 
Hauptquartier eine starke Partei ist, welche die preußische 
Grenze nicht überschritten wissen will. Wenn mich die Russen 
sitzen lassen, habe ich nur den König Napoleon gegenüber kom¬ 
promittiert und meinem Vaterland erst recht geschadet. 
Tr geht erregt auf und ab. Lin Adjutant tritt ein. 
Oer Adjutant: Exzellenz, ein Brief vom Keldmarschall 
Kürst Wittgenstein. 
Hort (liest): „Ich befinde mich im Augenblick mit fünfzig¬ 
tausend Mann am Ufer des Niemen, bereit die französische 
Armee zu verfolgen, welche ihre Rettung in Preußen sucht. 
Mein erhabener Kaiser kennt nur einen Feind, das französische 
Gouvernement. Es würde seiner Hochherzigkeit widerstreben, 
durch Keindseligkeiten der unter Ihrem Befehl stehenden Trup¬ 
pen die Staaten des Königs unter einem anderen Titel, als 
dessen Freund, zu besetzen. Ich bitte um eine kategorische Ant¬ 
wort, es liegt vielleicht heute noch in Ihrer Hand, über die 
künftigen Interessen des Königs, Ihres Herrn, zu entscheiden." 
Gbristlieutenant von Llausewih tritt rasch ein. 
LIausewitz: Ich habe Eurer Exzellenz sehr dringliche De¬ 
peschen vom General viebitsch zu überbringen. 
park: Bleibt mir mit euern Depeschen vom Leibe, ich will 
nichts mehr damit zu tun haben. Eure verdammten Kosaken 
haben einen Boten Macdonalds durchgelassen, der mir den Be¬ 
fehl bringt, mich bei Tilsit mit ihm zu vereinigen. Nun hat der 
188
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.