Volltext: Und dennoch!

stuf dem Rückmärsche von Moskau gegen Smolensk. 
Anfang November 1812. 
Kn der Heerstraße liegen Tausende von Leichen erfrorener und ver¬ 
hungerter Soldaten, Radaver gefallener Pferde, verlassene Geschütze 
und wagen. Biwak französischer Truppen. Einige Lagerfeuer aus dem 
holze von Bauernhütten. Oie Soldaten sind zerlumpt,- einige haben sich 
in Ikuh- und Pferdehäute, lLalbs- und Schaffelle eingewickelt. Kn den 
Feuern werden verendete Pferde gebraten. 
Ein Soldat: Gib acht, du verbrennst dir deine Füße. 
Zweiter Soldat: Saß mich schlafen (er rückt noch näher ans 
Feuer, seine Füße brennen an). 
Erster Soldat: Wenn du doch krepieren willst, brauchst du 
nichts mehr (er zieht ihn aus, bedeckt sich mit dessen Lumpen und 
nimmt einen Schluck Branntwein). 
Dritter Soldat: Woher hast du den Branntwein? Gib 
mir einen Schluck. 
Erster Soldat: Ich habe ihn von einer Marketenderin ge¬ 
kauft: es war die letzte Flasche. 
Vierter Soldat: brausen nennst du das,' erschlagen hast 
du sie. 
Erster Soldat: Was willst du? Sie hatte sonst nichts mehr 
und eine Stunde später wäre sie doch erfroren. Es war eine 
gute Tat. 
vritt er Soldat: Gib mir einen Schluck, ich bezahle ihn gut 
(er nimmt aus seinem Tornister einen mit Edelsteinen besetzten lLelch). 
Erster Soldat: Was hilft einem solches Zeug. Ich habe von 
Moskau ein Marienbild mitgenommen, das zehnmal soviel 
wert war, aber ich habe es weggeschmissen, weil es mir zu 
schwer wurde. Gold kann man weder essen noch trinken. 
Vierter Soldat: Der Braten ist fertig (er schneidetsich einStück 
von dem Pferdefleisch). Es ist zu hart, ich kann es nickt mehr kauen. 
Fünfter Soldat: Ich kann es schon seit acht Tagen nicht 
mehr kauen, meine Zähne sind zu schwach. Aber man muß sich 
helfen (er schneidet vom Angebrannten ein Stück Fleisch aus, spießt e; 
aus ein Bajonett und steckt er ans Feuer). 
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