Volltext: Und dennoch!

Arndt: Ich werde mir darin alles von der Seele schreiben, 
was ich gegen Napoleon und die Franzosen fühle und das ist 
nicht wenig. Auf der Herreise habe ich Justus Grüner in Prag 
besucht. Er läßt meinen „Geist der Zeit" heimlich drucken und 
in Deutschland verbreiten; ebenso auch die aus Rußland kom¬ 
menden Nriegsberichte. Er wird uns bei der Tätigkeit, die Eure 
Exzellenz mir zugewiesen haben, tatkräftig unterstützen. 
Stein: Ich will Sie gleich in Kürze über die gegenwärtigen 
Verhältnisse orientieren. Der Sieg Napoleons bei Smolensk 
hat den weiteren Rückzug, den aus dem Inneren des Reichs 
erwarteten Verstärkungen entgegen, notwendig gemacht. Oie 
eine Partei, an deren Spitze der Großfürst Konstantin steht, 
drängt zum Frieden um jeden preis, aber der Kaiser entwickelt 
die größte Tätigkeit, das Heer zu verstärken und sein Entschluß, 
unter keiner Bedingung Frieden zu schließen, befestigt sich durch 
jeden neuen Verlust. Oie Bildung der deutschen Legion stößt 
bei den Altrussen aus großen lviderstand, weil sie sich davon 
überzeugen lassen, daß der Krieg allein durch das russische Heer 
gewonnen werden könne. Ich habe deshalb mit dem Grafen 
Münster Verhandlungen angeknüpft, daß England die Legion 
übernehmen, sie im nördlichen Deutschland landen und dort 
alles insurgieren solle. Preußen muß im Rücken Napoleons 
entzündet werden. Gneisenau, der in London ist, unterstützt 
dort diesen Plan. Dem Kaiser habe ich eine Denkschrift vor¬ 
gelegt, wie die künftigen Verhältnisse in Deutschland zu ordnen 
wären. Oer Rheinbund muß aufgelöst und Deutschland so ein¬ 
gerichtet werden, daß es Frankreich widerstehen, seine Unab¬ 
hängigkeit erhalten, England in seine Häfen zulassen und der 
Möglichkeit französischer Einfälle in Rußland zuvorkommen 
könne. Oie alte deutsche Verfassung herzustellen, ist unmögliche 
ich denke mir die Vereinigung Deutschlands zu einer Monarchie 
oder in dem man es nach dem Laufe des Mains zwischen Preu¬ 
ßen und Österreich unter einem Bündnis dieser Mächte teilt. 
Am liebsten wäre mir, ein Reich zu bilden, welches alle sitt¬ 
lichen und phgsischen Bestandteile der Kraft, Freiheit und Auf¬ 
klärung enthielte, um dem unruhigen Ehrgeize Frankreichs 
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