Volltext: Und dennoch!

höheren Klassen dieses Lundes unterstützen den Herrn vom 
Stein in dem Krieg der Besitzlosen gegen das Eigentum der 
Industrie gegen den Ackerbau, des Beweglichen gegen das 
Stabile, des krassen Materialismus gegen die von Gott ein¬ 
geführte Obrigkeit, des Augenblicks gegen did Vergangenheit 
und die Zukunft, des Individuums gegen die Familie, die 
Spekulanten und Komtoire gegen die Felder und Gewerbe, 
der Bureaus gegen die aus der Geschichte des Landes hervor¬ 
gegangenen Verhältnisse, des Wissens und eingebildeten Ta¬ 
lents gegen Tugend und ehrenwerten Charakter. Sie werden 
ohne alles Bedenken auch gegen den König gehen. 
Rufe: Verräter. . . Betrüger. . . 
Allgemeiner Tumult. Oie Besprechung nimmt ihren Fortgang. 
Heidelberg. 
Frühsommer 1808. 
In der Kneipe zum „Faulen pelz" am Schlotzberg. Ein Saal, dessen 
Fenster Aussicht über Stadt und Land gewähren. Frühlings-Vollmond- 
nacht. — In der Ecke zwischen zwei geöffneten Fenstern sitzen Tlemens 
Brentano, Achim von Arnim und Joseph Görres. Vor ihnen ein 
kleiner runder Tisch, besetzt mit einem Humpen Wein und gefüllten 
Römern. Auf und um ein Stehpult vor einem anderen Fenster liegen 
alte Bücher und Handschriften. 
Brentano (weist auf die mondlichtübergossenen Ruinen des Schlos¬ 
ses): Ist es hier nicht wunderbar schön? Möchte man nicht 
wähnen, daß in den Bäumen und Blüten, ja selbst in den harten 
Felsen, eine Seele wohnt, die mit den Menschen atmet und 
fühlt und sich im Frühling mit ihm freut. Ist der Turm, der 
dort aufragt, nicht gleichsam ein Wegweiser zum Himmel, denn 
der Sinn des Menschen strebt immer nach dem Unbegreiflichen. 
Bewundern kann der Mensch allein und alles Bewunderung 
erregende ist ein Bote Gottes, der uns mahnet an das Licht. 
Görres: Vas Licht! es ist erloschen, seit in Napoleon derWelt 
eine Tyrannei erwachsen ist. Diese Türme und Bastionen, diese 
prunkenden Giebel des alten Schlosses erinnern an die hochge¬ 
mute Vorzeit, die soviel tröstlicher ist als die Gegenwart. Da 
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