Volltext: Und dennoch!

Memel. 
firn gleichen Tage wie die vorhergehende Szene. Tin Zimmer der Königin, 
vie Königin, die Gberhofmeisterin Gräfin voß. 
Oie Königin (zwei Briefe in der Hand, weinend): Ach, meine 
liebste voß .... Zuerst die Kapitulation von Vanzig, dann die 
Niederlage Bennigsens bei Friedland!.... Oer König schreibt 
mir aus Tilsit, daß Bennigsen den Nlarschall Berthier um Waf¬ 
fenstillstand gebeten hat und der Kaiser die Genehmigung gab 
.. .. Alexander will mit Napoleon Frieden schließen .... Tr 
schreibt an den König, es sei für ihn grausam, nicht mehr hoffen 
zu können, uns nützlich zu sein, wie sein herz es gewünscht hätte 
und wie seine Streitkräfte es zu verheißen schienen .... lesen 
Sie selbst, hier ist der Brief.... Wenn Alexander mit Napo¬ 
leon Frieden schließt, stehen wir allein; was bleibt uns übrig, 
als das Gleiche zu tun? Oas Blut Friedrichs des Großen wird 
Vasall Napoleons werden ... hat denn der Kaiser alles ver¬ 
gessen, seine Schwüre, die heiligsten Verträge? .... Ich kann 
es nicht glauben, sonst risse der letzte Hoffnungsanker entzwei 
. . . . Sein Bruder Konstantin und Bennigsen, der zuläßt, wie 
seine verwahrlosten Truppen unser Land plündern, sind die 
wahrhaft Schuldigen .... Sie wollen den Kaiser in die Arme 
Napoleons treiben .... Aber ist es denn möglich? Nein, ich 
glaube es nicht, daß er uns die Treue bricht. 
* 
Einige Stunden später. Var gleiche Zimmer. — Oie Königin sitzt an 
ihrem Sekretär und schreibt an Kaiser Alexander I. 
Memel, 25. Juni 1807. 
Ich bin fassungslos, lieber Vetter, und wäre ohne Hoffnung, 
wenn Sie nicht der Gebieter über unser Schicksal wären. Sie 
werden in diesem grausamen Augenblick Ihren Freund und 
eine Sache nicht verlassen, die Ihrem Herzen immer teuer ge¬ 
wesen ist; auf dieses herz allein, das alle Tugenden besitzt, 
gründet sich meine ganze Hoffnung für die Zukunft. Gott, was 
wäre ich ohne Sie, was würde aus dem König, aus meinen 
Kindern? Ich wäre die unglücklichste Gattin und Mutter, ich 
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