Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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Erbst ollens des Ischler Salzberges statt. 
Aach einem Hochamte in der Lauffe 
uer Kirche, erschienen die Festgäste vor 
dem Stollen und wurden von Berg- 
rat Schedl begrüßt. Kanonikus Wein 
mayr nahm hierauf die religiöse Weihe 
bor. 311 ) Am Rikololag, dem Namens 
tag des Ischler Kirchenpatroues, wur 
de der von Aug. Vielweib und seiner 
Gemahlin Barbara der Kirche zu Ischl 
gewidmete Kreuzgang feierlich einge 
weiht. Die 14 künstlerischen Kreuzweg- 
stationen sind von dem Meraner Bild 
hauer Steiner ausgeführt.'"-) Am diese 
Zeit Zauste Aniversitätsprofessor Dr. 
Ott von Josef Steininger die soge 
nannte kleine Schmalnau, wo sich ober 
der Edenseerbrücke (Iohannsbrücke) ein 
beliebter Aussichtsturm „das Karolmen- 
panorama" befand. 3 ") Dieser nah ge 
legene Ausflug und Aussichtspunkt muh 
te das folgende Jahr der neu erbau 
ten Villa „Trauneck" Platz machen. 
Im Mai des Jahres 1896 wurde 
die Schießstätte, die 1850 vom Prater 
aus ein gepachtetes Grundstück des Edt- 
bauernhauses bis 1894 übersiedelte, nach 
Drandenberg verlegt. Die neue Schieß- 
stätte in Drandenberg bestand aus einer 
geräumigen Schuhhalle, einer Gastwirt 
schaft und einer Schützenkanzlei. Ge 
meinderat Franz Leithner ließ die 
Schiehstätte mit den alten bema.ten 
Scheiben ausschmücken. Die Ischler 
Schützengilde gehört zu den ältesten des 
Landes ob der Enns, ihre Statuten rei 
chen bis ins Jahr 1628 zurück. Anter 
den Gastschützen und Bestgebern waren 
berühmte Männer vertreten. Am 31. 
Mai und 1. Juni wurde zur Eröffnung 
ein großes Festschiehen angeordnet, 
Schützen aus nah und fern fanden sich 
in großer Anzahl ein. 3 ") Die Feier 
wurde mit einem großen Schützenum 
zug eröffnet, wobei die Ischler Schützen 
in der Alt-Ischler Tracht erscheinen 
mußten, die Zieler waren als Harlekine 
gekleidet. Die Salinenkapelle, ein Schüt 
ze mit der Schützenfahne, Knaben mit 
den Bestsahnen, dann die Schützen se.bst 
eröffneten den Festzug, der sich vom 
„Schwarzen Adler" im Gries zweimal 
um den Marrt bewegte und dann hin 
aus nach Steinfeld zur reichgeschmück- 
ten neuen Schützenhalle zog. 3 ") — Am 
16. Dezember wurde unter Oberpost 
verwalter Förchtgott im Beisein des Bür 
germeister Gschwandtner und der Ge 
meinde-Honoratioren das Lokaltelephvn- 
netz von Ischl eröffnet. 3 ") 
Am 3. April 1897 starb zu Wien 
Johannes Brahms, ein treuer Sommer 
gast Ischls.-"") Der Komponist war hier 
ein gerne gesehener Gast in der Fami 
lie Johann Strauß. Die Komponisten 
Karl Goldmark, Felix Mottl, Ignaz 
Brüll und der Musikkritiker Hanslik be 
suchten ihn häufig in seiner Ischler Woh 
nung. Dr. Brahms war eine der po 
pulärsten Persönlichkeiten der Saison. 
Täglich fand er sich mittag bei sei 
nem Stammtische im Hotel Elisabeth ein, 
stets munter und voll schlagfertigen Wit 
zes. Er war leutselig gegen jedermann 
und scherzte gerne mit den Kindern, 
die ihm häufig jubelnd entgegen liefen 
und die Hand küßten. Er wohnte durch 
13 Jahre bei Engelbert Gruber, Salz- 
burgerstrahe 51, außerhalb des Ortes, 
um möglichst ungestört zu seiu. Von 
seiner Wohnung begab er sich vormit 
tags meist über die Franzosenschanzen 
(beim Falkensteiner) in die Lindau; dort 
entstand sein herrliches Lied, „Feldein 
samkeit". 3 ") 
Während des Frühjahres 1897 
Herrschte eine sehr rege Bautätigkeit. Die 
neue Villa des Professors Ott (ober 
halb der Ebenseerstraße) war vollendet 
worden. Der mit der Schauspielerin 
Eugenie Legrenzi von der Mannheimer 
Bühne vermählte Bankier Rothstein aus 
St. Petersburg, die rechte Hand des 
russischen Finanzministers und Staats 
mannes Witte, erbaute an der Straße 
nach Lauffen auf der Engleiten, die 
früher dem Postmeister Ludwig Koch 
gehört hatte, ein Schloß. Es wurde 
im romanischen Stile nach den Plänen 
des Berliner Architekten Johannes 
Langer erbaut. Hier verkehrte bald jede 
Größe der Kunst- und Finanzwelt. Aus 
dem ehemaligen Edtbauerngute am Post 
bühel, östlich von Ischl, ging die neue 
Villa des Altbürgermeisters Franz Koch 
„Hohenegg" (jetzt Reiß) nach den Plä 
nen des Architekten Drobny aus Salz 
burg ihrer Vollendung zu. Aeberhaupt 
waren im Laufe dieser Jahre sehr schöne 
Villen entstanden, so die beiden Vil 
len Hans Sarsteiners in der Brenner 
straße, Villa Dachstein von Heinrich 
Cottwald, oberhalb der Steinfeldbrücke 
(derzeit Baron Handel), Villa Busch 
beck im Laussnerwald, Villa Schäffner 
in Steinfeld, Villa Dr. Widerhofer in 
der Rosenkranzstraße (jetzt Görensen). An 
Stelle des alten Rechenhäuschens hatte 
Schlosser Mannberger (1891) ein Haus 
mit ercerartigem Anbau in der Götz- 
strahe gebaut. 3 ") In Kaltenbach waren
	        
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