Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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Folgezeit wieder eingestellt. 276 ) Am 4. 
Mai 1890 wurde die neuerbaute Schule 
in Mitterweihenbach bei Ischl einge- 
weiht. 277 ) Die Schulkinder dieser zu 
Ischl gehörigen Ortschaft muhten bisher 
den stundenlangen Weg im Winter bei 
tiefem Schnee in die Ischler Schule zu 
rücklegen. — Bereits im Monate Juni 
wurde im ganzen Orte an den Borbe 
reitungen für die Hochzeit der Erzher 
zogin Valerie gearbeitet. Auf den 
Wunsch der Prinzessin, die Ischl sehr 
liebte, ja viele Jahre bis in den Win 
ter heroben verbrachte, sollte ihre Ver 
mählung nicht in der Wiener Hofburg, 
sondern in Ischl gefeiert werden. Auf 
dem ärarischen Holzaufsatzplatze gegen 
über der Götzstraße, wurden eine Reihe 
Remisen, Stallungen und eine Rotküche 
erbaut. Ein Maschinenhaus für elek 
trische Beleuchtung der Kaiservilla sollte 
dieselbe mit elektrischem Lichte versehen. 
Beim Kurhaus wurde eine zweite Auf 
fahrtsrampe errichtet, der Platz vor dem 
Hauptportal der Pfarrkirche reguliert 
und eine Halle darauf aufgestellt. Die 
Turnhalle der Wirerfchen Badestiftung 
wurde in einen Belagraum für Bedien 
stete umgestaltet, ein eigener Steg da 
hin über die Ischl errichtet. Einige Tage 
vor der Hochzeit kamen über 80 Pferde 
des kaiserlichen Marstalles an, dazu die 
offenen und gedeckten Leibwägen. In den 
Stallungen hielt die Ischler Feuerwehr 
Tag und Rächt Bereitschaft. Täglich 
wurden morgens Ausfahrten und Probe 
aufstellungen unternommen, um die 
Pferde an die hiesigen örtlichen Ver 
hältnisse zu gewöhnen. Der Bahnhof 
sowie der Platz vor demselben wurde 
voir elektrischen Bogenlampen taghell 
erleuchtet. Die Instalationsanlage war 
in einem Waggon untergebracht. (Ischl 
hatte damals noch keine elektrische Be 
leuchtung). Die Räume des Kurhauses, 
in denen die Galatafel stattfinden sollte, 
waren mit kaiserlicher Pracht ausge 
stattet. 
Am 28. Juli überbrachte die Ge 
meinde - Abordnung das Hochzeitsge 
schenk der Gemeinde Ischl, welches aus 
einem prachtvollen Renaissance-Schrank 
bestand, der vom Kunsttischler Scherb 
nach Entwürfen des Professors Hans 
Greil ausgeführt worden war. Die Be 
leuchtung am Vorabende der Hochzeit 
(30. Juli) war eindrucksvoll. Auf der 
Franz Josefs-Warte brannten die Ini 
tialen des Brautpaares, auf Wildenstein 
eine große Sonne, der Monumentalbrun- 
nen, die Traunbrücke, die Stege, sowie 
die Äser erstrahlten von tausend kleinen 
Lichtern. 26 Bergfeuer, darunter das 
Höchste auf der Spitze des Dachsteins 
erleuchteten die Rächt. Zwischen Si 
riuskogel und Wildenstein entstand ein 
Raketenkrieg. Vor der Trinkhalle brann 
ten Flammen unter matten Glaskugeln, 
aus der Kirchenrampe ein großes Kreuz, 
die Esplanade war von Hunderten Lam 
pions beleuchtet. Sämtliche Häuser 
prangten bereits in vollster Gala sür 
den darauffolgenden Tag. 4 verschiedene 
Musikkapellen konzertierten bis tief in 
die Rächt hinein unter ihren rauschenden 
Klängen fuhren beleuchtete Boote die 
Traun auf und ab. Die Straßen 'stauten 
sich von Menschen, brachten doch die 
vielen Sonderzüge immer wieder neue 
Menschenmassen von nah und fern. Im 
Theater fanden am Vorabend und am 
Hochzeitstag Galavorstellungen statt, in 
welchen besonders Hofburgschauspieler 
Friedrich Krastel in Bauernsels „Land 
frieden" besonderen Beifall erntete. Der 
zweite Abend wurde mit einem Fest 
spiel von Iaritz, betitelt „Die Alpen 
rose von Ischl", eingeleitet. Der Hoch 
zeitstag selbst (31. Juli) war ein sonnen 
heller Tag. Seit den frühesten Morgen 
stunden herrschte das regste Leben. Be 
reits um 7 Ahr früh wurde von den 
Feuerwehren, Veteranen - Vereinen, 
Berg- und Salinenarbeitern des Salz- 
kammergutes das Spalier gebildet, eilte 
doch alles auf die Straßen, um das 
glänzende Schauspiel mit anzusehen. Die 
Schulkinder von Ischl, Knaben und Mäd 
chen in der Aationaltracht, zogen zur 
kaiserlichen Villa und nahmen von dort 
bis herunter zum Eingänge in den Park 
Ausstellung. Gegen 8 Ahr wurde die 
Kirche für die mit Eintrittskarten ver 
sehenen Personen geöffnet und bald 
füllte sich dieselbe mit der vornehm 
sten Gesellschaft. Anter den Stufen des 
Presbyteriums waren die beiderseitigen 
Minister, Hof- und Staatswürdenträger, 
Generäle, die Abordnung des Regimen 
tes, welchem Erzherzog Franz Salva 
tor zugeteilt war, in den vorderen Bän 
ken die gesamte hier weilende hohe Ari 
stokratie. dann die einheimischen Dür- 
gerfamilien in der Alt-Ischlertracht. Der 
Mittelgang der Kirche wurde von weiß 
gekleideten Mädchen, die mit andern in 
Ischler Tracht abwechselten, ausgefüllt, 
um der Braut bei ihrem Eintritt Blu 
men entgegen zu streuen. Hochaltar und 
Seitenaltäre waren mit Palmen, Oran 
genbäumen und Blumen aus den Wie 
ner Hofgärtnereien vom Hofgärtner
	        
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