Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

38 
schon an derselben Wand im abgebrann 
ten Faschkhaus und soll das Weiter- 
schreiten des Feuers gegen den Psarrhof 
hin verhindert haben. Michael Ried- 
ler, der verdienstvolle Chronist Ischls 
berichtet über diesen denkwürdigen Tag, 
den er selbst erlebte, folgendes: 196 ) „Es 
war ein heißer Sommertag und ein Frei 
tag, an welchem die Salinenkapelle all 
wöchentlich zwischen 4 und 6 Ahr nach 
mittags in ihrem Probezimmer im Ko- 
lowratsudwerk Aebung hatte, als plötz 
lich um VZ6 Ahr ein Mann mit dem Rufe 
hereinstürzte: „Beim Lidl Karl brennts!" 
Sofort eilten alle Salinenmusiker mit 
ihrem Kapellmeister an der Spitze, zum 
Salinenseuerspritzenmagazin und holten 
eine Spritze samt Wassereimern heraus, 
die sie als erste zum Brandplatz brach 
ten, woselbst das Fleischhauer Hippes- 
roiterhaus (jetzt Straher) und das Tänzl- 
bad arg bedrängt waren. Es währte trotz 
aller Anstrengung aber nicht lange, ^so 
standen beide Objekte auch in Flammen. 
Run wurde vom damaligen Sudhütten- 
meister Steiner das Auböckhaus als im 
Interesse des Solenbades (Trinkhalle) 
und des Sudwerkes selbst mit aller Macht 
zu schützen anbefohlen, was sich auch als 
große Notwendigkeit herausstellte, da der 
längere Zeit geschützt gebliebene soge 
nannte Mittendorferstadl, welcher zwi 
schen dem Kürschner- und Hippesroicher- 
haus (jetzt vorderer Teil des Giselaba 
des) stand und mit Heu und Stroh gefüllt 
war, nach 8 Ahr nicht mehr zu retten 
war. Tie brennenden Heu- und Stroh 
garben, welche auf das große Dach des 
AuböcHauses fielen, forderten von den 
beiden Männern, die aus dem Dache nur 
eine kleine Tragspritze zur Benützung 
hatten und den 6 Wasserträgern unge 
heuere Anstrengungen, das Auböckhaus 
zu retten. Gegen halb 10 Ahr war die 
größte Gefahr vorüber, der Brand aber 
dauerte auch die nächsten Tage noch 
fort." Alle Zeitungen berichteten über 
das Riesenunglück, welches den Badeort 
betroffen hatte, viele mit großen Aeber- 
treibungen, nach denen der ganze Ort 
völlig niedergebrannt wäre. Der Bericht 
erstatter der Wochenschrift „Aeber Land 
und Meer", der das Traunlidlhaus be 
wohnte, hat jedoch eine sehr sachliche 
Darstellung hinterlassen.Er schreibt: 
„Am Freitag den 21. Iuli wurde die 
Badebevölkerung und die Einwohner 
schaft des klimatischen Kurortes Ischl 
in den Nachmittagsstunden plötzlich durch 
das hastige Geläut der Turmglocke aus 
dem gewohnten Frieden aufgeschreckt. An 
der Westseite des Ferdinand-Plages hm- 
ter den Wohnhäusern des Traunusers, 
dem Elisabethhotel und der Pfarrgasse, 
war durch die Anachtsamkeit eines be 
trunkenen Fllhrknechtes ein Schuppen in 
Brand geraten. Da die Mehrzahl der 
Hinterhäuser dieses sonst massiven Bier 
ecks aus alten Baulichkeiten aus Fich 
tenholz besteht, die nach 9 Tagen glü 
hender Sonnenhitze noch mehr zusam 
mengetrocknet waren, schien bei dem 
plötzlich aufspringenden Südwestwinde 
die Existenz des ganzen Ortes in Frage 
gestellt. Ter Berichterstatter, hinter des 
sen Wohnung das Feuer ausbrach, fand 
nur so viel Zeit, seine Barschaft, die 
Papiere, einige unentbehrliche Klei 
dungsstücke zu ergreifen und die Treppe 
hinab zu eilen; hinter ihm drein schlug 
die knisternde Lohe durch das Schindel 
dach. In einer halben Stunde stand ein 
halbes Dutzend Häuser in Flammen, und 
unter lautem Wehklagen flohen die ver 
zweifelnden Einwohner und Badegäste, 
begleitet mit ihrer Habe und den uner- 
wachsenen Angehörigen. Vor der Post 
entstand ein grenzenloser Wirrwarr, von 
allen Seiten verlangte man Postpserde, 
Equipagen, hilfreiche Mannschaften. In 
zwischen war auch das Elisabethhvtel, 
das stattlichste Gebäude des Ortes, an 
der Traunbrücke in Brand geraten; mit 
furchtbarer Gewalt verbreitete sich das 
Feuer über das gesamte Häuserv'ertec 
und selbst die ersten Gebäude der Wirer- 
straße und der Nordseite der Pfarrgasse 
entzündeten sich durch das Flugfeuer. 
Mit unsäglicher Mühe gelang es. die 
ansehnlichen Lokalitäten des Posthofes 
zu retten, in der Wirerstraße setzte das 
Haus des Fürsten Dietrichstein (heute 
Pros. Wurzbach) dem Feuerstrome emen 
Damm entgegen. Angeachtet der beschei 
denen, kleinstädtischen Löschapparate be 
schränkte der Heroismus und die Aus 
dauer der Mannschaften das Feuer auf 
die angegebenen Grenzen. Bon Bauers 
Hotel am Kalvarienberg aus gesehen, 
wohin sich die Mehrzahl der obdach 
los gewordenen Kurgäste geflüchtet hatte, 
schien ganz Ischl zu brennen. Der größte 
Dell der obdachlosen Ischlersrauen ver 
brachte weinend und jammernd unter 
dem Scheine der Flammen die Nacht 
aus den Heischseldern. (Anter diesen trau 
rigen Amständen erblickte der hiesige 
Volksschullehrer Herr Huber das Licht 
der Welt). In den Flammen fand die 
alte Frau von Lidl den Erstickungstod, 
man erkannte die verkohlten Aeberreste 
d-- Verunglückten nur an dem geschmvl-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.