Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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fanden Bismarck und die Lucca, daß es 
besser sei, wenn das Bild aus dem 
Kunsthandel verschwinde und der Pho 
tograph verpflichtete sich, keine neuen 
Abzüge mehr herzustellen. Bismarck 
schrieb darüber an seinen Freund, den 
geistlichen Herrn Andree von Roman: 
„Lieber Andree!. . . Aeber die Luc- 
ca-Photographie würden vermutlich auch 
Sie weniger streng urteilen, wenn Sie 
wüßten, welchen Zufälligkeiten sie ihre 
Entstehung verdankt hat. Außerdem ist 
die jetzige Frau von Rhaden, wenn auch 
Sängerin, doch eine Dame, der man 
ebenso wenig wie mir selbst jemals un 
erlaubte Beziehungen nachgesagt hat. 
Dessen ungeachtet würde ich, wenn ich in 
dem ruhigen Augenblick das Aergernis 
erwogen hätte, welches viele und treue 
Freunde an diesem Scherze genommen 
haben, aus dem Bereiche des auf uns 
gerichteten Glases zurückgetreten sein. Sie 
sehen aus der Umständlichkeit, mit der 
ich Ihnen Auskunft gebe, daß ich Ihr 
Schreiben als ein wohlgemeintes auf 
fasse und mich in keiner Weise des Ar- 
teils derer, die mit mir denselben Glau 
ben bekennen, zu überheben strebe. Von 
Ihrer Freundschaft aber und von Ihrer 
eigenen christlichen Erkenntnis erwarte 
ich, daß Sie den Arteilenden Vorsicht 
und Milde bei künftigen Gelegenheiten 
empfehlen. Wir bedürfen deren alle.“ 192 ) 
Am die Weihnachtszeit dieses Iahres 
wurde auf Anregung des Pfarrers Au- 
böck das alte Ischler Weihnachtsspiel 191 ) 
mit großem Prunke im hiesigen Theater 
aufgeführt, welches sich durch eine Reihe 
von Iahren eines sehr großen Zuspruches 
erfreute. 191 ) 
Im Iuli des Iahres 1865 schlug 
der Blitz in das Kolowratschwei - 
zerhaus ein, tötete einen Mann und 
brannte dieses nieder. 199 ) Der Koan 
Wolferl (Wolfgang Kain), der heute noch 
gerade so wie der Sesselträger Hirsch 
eine große Rolle in den Erzählungen der 
Ischler bildet, pachtete bald darauf die 
Almwirtschaft (Hoisenrad). Eine der be 
kanntesten Erzählungen, die über ihn 
noch heute kursiert, ist folgende: AIs 
der Koan Wolferl seine neue Wirtschaft 
aus Hoisenrad bezogen hatte, kam eines 
Tages Kaiserin Elisabech mit einer Hof 
dame und einem Lakai auf die Alm. Der 
Wolserl brachte gleich Stühle heraus, 
deckte den Tisch mit dem schönsten Tuch, 
das er finden konnte, und entfernte sich 
dann unter vielen Bücklingen. Als die 
Damen einen Imbiß zu sich genommen 
hatten, sagte die Kaiserin zum Lakaien: 
„Geben Sie diesen Dukaten dem Manne 
für seine Mühewaltung.“ Der Lakai 
deckte ab, ging bann in die Hütte und 
gab dem Wolferl, der inzwischen unbe 
merkt gehorcht hatte, einen Gulden mit 
den Worten: „Ta hat er für seine Mü 
hewaltung.“ Der Wolserl lieh sich nichts 
anmerken, dankte ergebenst und steckte 
das Geldstück ein. Kaum war der Kam 
merdiener draußen, lief er durch einen 
anderen Waldteil zum Aiederrad, wo 
die Kaiserin beim Abstieg vorbeikommen 
mußte. Als dieses der Fall war, drehte 
er den Gulden auf seiner Handfläche und 
sagte: „I tat halt fein no untertänigst 
danken für den funkelnagelneuen Gul 
den“, dann kicherte er und lief davon 
Die Kaiserin war sich bald im Klaren, 
wie der Kammerdiener ihren Befehl aus 
geführt hatte und entlieh denselben. So 
hatte der schlaue Koan Wolferl, der 
übrigens auch noch den Dukaten oben 
drein erhielt, seine Genugtuung gesunden. 
Am 21. Iuli um halb sechs Ahr 
abends brach über den Markt Ischl die 
größte Feuerkatastrophe herein, die der 
Ort jemals erlebte. Das Feuer war 
im Stalle des Gastwirtes Karl von Lidl 
zum Ausbruch gekommen und breitete 
sich bei starkem Winde mit unglaub 
licher Schnelligkeit aus. Alle Häuser ge 
gen die Traunseite, und zwar Pfiffer 
ling (früher Buchbinder Hofbauer), 
Fleischhauer Hippesroicher, das Tänzl- 
bad, Baron Tiller, das Traunlidlhaus 
(jetzt Lüstenegger), das Gasthaus zum 
türk. Kaiser des Karl von Lidl (jetzt Ho 
tel Viktoria), das Hotel Elisabech, gegen 
über dte Häuser von der Schulgasse bis 
zum Kaufmann Matthias Ramsauer und 
hinaus in der Wirerstraße bis zum Bren 
nerhaus (jetzt Prof. Wurzbach), im gan 
zen 22 Häuser mit vielen Stallungen 
und Remisen wurden ein Raub der 
Flammen. Das Strahenbild der Pfarr- 
gasse besonders sollte nach diesem An 
glück ein ganz geändertes Aussehen er 
halten. Die behaglichen Giebel und Er 
ker verschwanden, nur mehr die Erdge- 
schoße mit den alten, gewölbten Gän 
gen bezeugen das Alter der Psarrgassen- 
häuser, während die oberen Stockwerke 
nach der neueren Bauart aufgeführt 
wurden. Das schon erwähnte Faschl- 
durchhaus neben dem Pfarchos wurde 
völlig niedergerissen und dadurch der 
heutige Eingang in die Schulgasse ge 
schaffen. An der Mauer des Pfarrhofes 
hängt heute noch ein Marienbild auf 
der Schulgassenseite zur Erinnerung an 
diese Tage. Dieses Bild hing damals
	        
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