Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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mache ich der Marktgemeinde Ischl un 
ter den nachfolgenden Bedingungen und 
Bestimmungen, aus welcher letztwilligen 
Anordnung die Marktgemeinde entneh 
men möge, daß mein Wohlwollen für 
Oschl auch noch über meine Lebensdauer 
hinausreicht. Meinem Bedienten, wel 
cher die Leiche nach Ischl begleitet, le 
giere ich 200 G. C. M."»') 
Kurz vor seinem Lode machte Wi 
rer bei vollem Bewußtsein folgende fol 
genschwere Aenderung seines letzten Wil 
lens: „In dem Z 30 meines Testamen 
tes vom 28. April 1843 habe ich die 
Marktgemeinde von Ischl bedacht und 
derselben alle meine in Ischl gelegenen 
Realitäten, sämtliche Badeanstalten samt 
Zubehör, Häuser, Gärten, kurz alles, wie 
es im Z 30 umständlich benannt und 
bezeichnet ist unter den sub. lit. A bis G 
angeführten Bedingungen als Legat ver 
macht. 
Ich finde mich bewogen, diese mei 
ne Bestimmungen gänzlich aufzuhe 
ben. 
Nach Wirers weiteren Angaben 
wurden seine hinterlassenen Realitäten 
dann in eine Stiftung verwandelt, deren 
Verwaltung nicht die Gemeinde, son 
dern die oberösterreichische Statthalterei 
führte. Zum jeweiligen obersten Ku 
rator wurde bis in die jüngste Zeit 
der jeweilige Bezirkshauptmann einge 
setzt. (Erst in neuester Zeit hat Ge 
meinderat Franz Leichner diese Stelle 
inne.) 
Die letzten Jahre, die Wirer noch 
in Ischl verlebte, bewiesen ihm, daß 
sein Wunsch, Ischl zu einem Weltbad 
umzugestalten, in Erfüllung gegangen sei. 
Die drei Faktoren, aus denen sich das 
Kurpublikum zusammensetzte, bildeten 
Mitglieder des höchsten internationalen 
Adels, Künstler und die reiche Börsen 
welt. Ein Blick in die damaligen Kur- 
listen^) zeigt am besten, daß fast je 
des Haus von einer berühmten Per 
sönlichkeit bewohnt wurde. Als immer 
wiederkehrende Kurgäste stiegen zum 
Sommeraufenchalt in Ischl ab: die re 
gierende Königin von Sachsen Maria, 
sowie ihr Gemahl König Friedrich Au 
gust, bei Frau Götz; die Kaiserin-Witwe 
Karolina Augusta (4. Gemahlin Kaiser 
Franz l. von Oesterreich als Gräfin 
von Habsburg) im Pfarrhof, dann im 
Hotel Tallachini. Frau Crzherz. Maria 
Louise (Ludovica) regierende Herzogin 
von Parma und Guastalla mit Gefolge 
in der neuen Plahmühle. Prinz Kat:! 
und Königin Max Josef von Bayern 
im Posthos, die Königin von Preußen 
(als Gräfin Zollern) bei Plasser, ebenso 
König Friedrich IV. von Preußen mit 
Gefolge, Prinz Wilhelm von Baden in 
der neuen Plaßmühle, die Königin von 
Holland als Gräfin von Büren in der 
neuen Plahmühle, die Herzogin von 
Cambridge mit Töchtern und großem Ge 
folge im Hotel Tallachini, der Groß 
herzog von Hessen im Posthos, Anna 
Maria Therese, Herzogin von Angu- 
leme (Tochter Ludwigs XVI. und Maria 
Antoinettes) im Posthof, Pauline Her 
zogin von Württemberg im Posthof, 
Fürstin Schahowskoh mit großem Ge 
folge aus Petersburg im Posthof, Gras 
Josef von Dietrichstein mit Familie, so 
wie geh. Haus-, Hof- und Staatskanz 
ler Fürst Clemens Wenzel Metternich 
samt Familie in der eben neuerbauten 
Dr. Elz-Villa (später Kaiservilla), Mi 
nisterpräsident Fürst Schwarzenberg und 
Gemahlin im Posthos, Graf von Platen- 
Hallermund, Hotel Tallachini, Gras von 
Arnim, preußischer Gesandter, Hotel Tal 
lachini, Herr Otto von Bismarck, königl. 
preußischer Rittmeister (der spätere 
Reichskanzler), Hotel Tallachini, Graf 
Moritz von Sandor, der berühmteste 
Sportsmann seiner Zeit im Posthos, 
Adalbert Graf Galleyrand von Peri- 
gord, Hotel Tallachini, Fürst Richard zu 
Khevenhüllen-Metsch im Posthos, Erz 
herzog Albrecht, Hotel Tallachini, Theo 
dor von Rüdiger, Generaladjutant des 
Kaisers von Rußland bei Doggmeier, 
Prinz Moriz von Nassau bei Gschwandt- 
ner 3, die Frau Herzogin von Kent 
mit großem Gefolge, Hotel Tallachini, 
Herzog Ferdinand, regierender Fürst von 
Sachsen Coburg-Gotha, Hotel Tallachi- 
ni, Fürst Carl von Leiningen, Hotel Tal 
lachini, Prinz Gustav von Wasa, Hotel 
Tallachini, Herzog Bernhard und Prinz 
Gustav von Sachsen-Weimar im Posthof, 
Erzherzogin Hildegarde mit Gefolge bei 
Plasser, Erzherzog Wilhelm und Erzher 
zog Karl Ferdinand in der goldenen 
Krone. Erzherzog Ludwig im Posthos, 
der Erbgrohherzog von Mecklenburg- 
Strelitz mit Gemahlin und Gefolge bei 
von Bene in Kaltenbach. Dies nur die 
Namen der bekanntesten Adeligen je 
ner Zeit. So hatte sich um den ur 
sprünglichen Hof des Erzherzogs Franz 
Karl und der Erzherzogin Sophie mit 
ihren Kindern, den damals noch kleinen 
Prinzen Franz Joses, Ferdinand Maxi 
milian (später Kaiser von Mexiko), Karl 
Ludwig, Ludwig Viktor, damals schon 
wohnhaft im Seeauerhaus (Austria), ein
	        
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