Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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Maria Louise pflegte wegen der 
großen Hitze dieses August, nicht wie 
das vorige Jahr den schattigen Wal 
desplatz an der Straße nach Salzburg, 
nach ihr dann „Louisen-Stille"^) fj e » 
nannt (wo dann der Postkeller stand), 
zu besuchen, wo sie mit ihrer Tochter, 
der Eräfin Isabella von Sanvitale, dem 
Spiele ihrer Enkel gern zusah, sondern 
blieb im Hofe des neuen Plahmühl- 
gebäudes. An einem der letzten August 
tage kam ein verstaubter Mann und 
bat, mit dem Herrn Obersthofmeister 
sprechen zu dürfen. Der Mann fragte 
an, ob er nachmittags dem kleinen Prin 
zen aus seinem Marionettentheater et 
was vorspielen dürfe. Die Erlaubnis 
wurde erteilt, das Theater wurde im 
Hofe aufgestellt, auf den ersten Sitz 
reihen saßen die kleinen Prinzen, die 
ungeduldig den Vorbereitungen des ge 
schäftigen Mannes zusahen. Kurz vor 
Beginn der Vorstellung kam auch Ma 
ria Louise mit ihren Hofdamen und 
dem Oberhosmeister. Dieser fragte 
den Anbekannten: „Was will Er uns 
vorführen, mein Bester?" „Die Höl 
lenfahrt Napoleons" war die völlig 
unerwartete Antwort. Selbstverständ 
lich mußte von dieser Vorführung 
sofort Abstand genommen werden?») Im 
Jahre 1841 wurde aus Wirers Ver 
anlassung die neue von ihm erbaute 
Schwimmschule bei der Iohannisbrücke 
dem Betrieb übergeben.^) Gleichzeitig 
wurde das von Regierungsrat Plentz- 
ner entworfene Dampfbad, welches sich 
an das Tirolerwerk der Saline anschloß, 
eröffnet. Infolge des Fremdenzuwachses 
konnte das „Wirerspital" neben dem 
Posthof nicht mehr den Anforderungen 
entsprechen. Postmeister Franz Koch 
kaufte dieses Haus und verlegte nun 
die k. k. Aerial-Post hinein; dafür mußte 
er sich verpflichten, die Kosten zur Er 
richtung eines neuen Pfründnerhauses 
Heute altes Pfründnerhaus bei der 
Steinfeldbrücke), zu tragen?») Dr. Bren 
ner von Felsach hatte durch Sammlun 
gen und Veranstaltungen einen Geldbe 
trag zusammengebracht, der es ermög 
lichte, ein neues Krankenhaus in Egl- 
moos zu eröffnen. In dieses für da 
malige Zeiten geräumige Haus wurden 
vierzig Kranke aufgenommen. Dr. Bren 
ner wurde zum ersten Primararzt ein 
gesetzt, Dr. Schasching als erster Sekun- 
dararzt. Die zum Eingang des Kran 
kenhauses führende Allee wurde „Bren 
ner-Allee" bezeichnet. (Brennerstraße.)»«) 
Während der letzten Monate dieses Jah 
res, war der Platz vor Wirers Wohn 
haus (C. v. Erbhaus), von den letzten 
Trümmern der einstigen alten Häuser 
befreit worden. Diesen freien Bauplatz 
wollte er käuflich an sich bringen, um 
hier ein großes Hotel errichten zu las 
sen, welches den Reisenden die größte Be 
quemlichkeit bieten sollte. Er bot 10.000 
G. C. M. dafür und war sicher, daß 
ihm der Ischler Magistrat diesen Platz 
um diesen Preis überlassen werde. Der 
Magistrat widersetzte sich diesmal Wirers 
Plänen und gerade durch das Betreiben 
der Salzfertiger, welche diesem Neu 
bau feindlich gegenüber standen, wurde 
die Kaufsumme auf 12.000 G. C. M. er 
höht und hinter Wirers Rücken sofort 
dem italienischen Bauherrn Tallachini 
übergeben. Empört über diese große 
Andankbarkeit zog Wirer seit diesem 
Zeitpunkte seine Wohltaten spendende 
Hand von Ischl ab. Kurz vor seinem 
Tode änderte er noch sein Testament, 
welches am deutlichsten zeigte, wie sehr 
der große Arzt Ischl ins Herz geschlossen 
hatte, indem darin die wichtigsten Punkte, 
die Ischl betrafen, hießen: „Aeber das 
mir eigentümliche Besitztum treffe ich 
folgende Verfügungen: Da der Herr Sa 
linenamtskassier Tänzl zu einem kleinen 
Teile Aktionär des großen Badhauses 
in Ischl mit mir ist, so soll ihm nach der 
mir aus dem obwaltenden Vertrags 
verhältnisse zustehenden Berechtigung der 
noch für ihn haftende Kapitalsbetrag 
aus meinem Nachlasse rückgezahlt wer 
den, falls dies nicht schon bei Lebzeiten 
von mir selbst geschehen wäre, so daß 
ich und rücksichtlich meine Verlassenschaft 
der alleinige Eigentümer des großen 
Badhauses werde. 
Dieses Badhaus nun samt allen wie 
immer habenden Einrichtung, Badewä 
sche etc., ferner die von mir erbaute 
und begründete Spinnschule mit der gan 
zen Einrichtung und den Vorräten, Lein 
wänden und den Kleiderstoffen, Flachs, 
Gespinnsten, mit einem Worte alles, was 
sich in diesem Hause samt dazugehörigen 
und dabei verbleibenden Garten befindet 
und mein Eigentum ist, dann die beiden 
Badewaschhäuser, sowie die Schwimm 
schule und die Gymnastik, endlich die von 
mir erkauften und angelegten Gälrten 
in Ischl, als da sind: Die Esplanade, der 
Garten am Badhause, der Rudolfsgar 
ten mit dem kleinen Dampfhaus und 
Schlammbade, den neuen Park, wo mein 
Monument steht, die Wirer-Quelle mit 
dem Salon, den Grund mit der Maria 
Louisens-Quelle samt der Arquelle ver-
	        
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