Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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Leute, die teils wirklich zur Kur kamen, 
um hier Heilung von Gicht, englischer 
Krankheit, Hämorrhoiden, Sensibilität 
der Nerven, Hysterie, Heiserkeit und 
Verdauungslosigkeit suchten, andere wie 
der, die nur kamen, um in diesem zur 
Mode gewordenen Bade Bekanntschaften 
zu schließen. Außer dem Hofstaate der 
Erzherzogin Maria Louise und dem des 
Erzherzogs Franz Karl stiegen in diesem 
Jahre folgende Mitglieder regierender 
und hocharistokratischer Familien ab: die 
regierende Großherzogin von Baden mit 
Pren Töchtern und Gefolge, Prinzessin 
Amalia von Schweden, Prinz Gustav 
Wasa samt Gattin, der Fürst von Ho- 
henzollern-Hechingen, der Fürst von 
Reuh-Lohenstein, Fürst Johann von 
Liechtenstein, Fürst Karl von Schwarzen 
berg, Fürst Nikolaus Esterhazy, Fürst 
Nikolaus von Hohenlohe-Langenburg. 
Fürst Hohenlohe-Bartenstein, Fürstin 
Wilhelmine von Kinskh, Fürstin Karo 
line von Fürstenberg, die Herzogin von 
Acerenca??) welche den Weg und die 
Aeberbrückung der Rettenbachwildnis 
ausführen lieh, und dadurch die nahe 
gelegene Rettenbachmühle zu einem Lieb 
lingsausslugsort des Badepublikums ge 
staltete, Fürst Karl von Leiningen, 
Fürst Gagarin, Fürst Lobkowitz,««) Wer 
diese Namen liest, könnte glauben, 
der Wiener Kongreß von Anno 1814 sei 
nach Ischl verlegt worden. Dr. Josef 
von Brenner nahm sich in besonderem 
Grade um die Hebung des gesellschaft 
lichen Lebens an. Er unterstützte mit 
allen Kräften den im Jahre 1838 von 
Kopp. Schöppl ins Leben gerufenen 
Musikverein. Am einen entsprechen 
den Raum für die verschiedenen An- 
terhaltungen zu haben, brachte er den 
Bau eines Kasinos zu Stande?^) Dieses 
(alte) Kasino wurde nach den Angaben 
des Baron von Löhr durch einen Herrn 
Tschann ausgeführt. Ein starker italieni 
scher Einschlag machte sich in diesem 
Baue fühlbar?^) der bald der Tummel 
platz der eleganten Welt werden sollte. 
Die Eröffnung fand mit einem glänzen 
den Balle statt, welchen Erzherzogin 
Sophie eröffnete?«) Das Gebäude war 
in zwei Hauptabteilungen geschieden, 
zwischen welche die Einfahrt geführt 
wurde. In der vorderen, gegen die 
Traun gekehrten Abteilung befanden sich 
zwei vornehm eingerichtete Lese- und 
Konversationssäle, in dem rückwärtigen 
Teil ein geräumiger Speisesaal. Nach 
einigen Jahren eröffnete hier Johann 
Zauner, ein Zuckerbäcker aus Wien, der 
mit Wirer gut befreundet war, seine 
Traiterie. Wirer fordert noch in seinem 
letzten Brief, welchen er dem Bademeister 
Matthias Gschwandtner (am 14. 2. 1844) 
schrieb, diesen aus, er solle den Zucker 
bäcker Zauner gut in Ischl einführen. 
— Die Kosten des Neubaues hatten sich 
aus 20.000 G. E. M. belaufen, eine ge 
waltige Summe für die damalige Kauf 
kraft des Geldes. Wie Wirer es ge 
wünscht hatte, wurden dieses Jahr 
auch die neuen Repräsentationsgebäude 
in der neuen Wirerstraße vollendet, und 
zwar das neue Salinenamtsgebäude mit 
seiner achtunggebietenden Fassade, das 
neue magistratische Rathaus (heute Be 
zirksgericht) und die neue Billa des Dr. 
Brenner von Felsach (später Fürst Die 
trichstein, heute Prof. Wolsgang Wurz- 
bach)??) Durch Wirers umsichtige Tä 
tigkeit hatte Ischl in ganz kurzer Zeit 
ein ganz neues Gepräge erhalten. Eine 
Reihe einfacher, eleganter Bauten im 
Stile der franzisceischen Zeit war 
errichtet worden, die sich mit ihrer Ar 
chitektur auf das Beste unserer Gegend 
anpaßten. Aus einem freien Platze bei 
der Johannes-Brücke führte Wirer eine 
gymnastische Heilanstalt ein und ließ hier 
durch einen Herrn von Stesany den 
ersten Turnunterricht erteilen. Am 22. 
August wurde durch den Nachfolger des 
Erzherzogs Rudolf, den Fürsterzbischof 
Kardinal Freiherrn von Sommerau 
Beckh von Olmütz zum Andenken an 
den ersten hohen Kurgast Ischls, das 
Erzherzog Rudolf-Denkmal feierlich ent 
hüllt?«) Sowohl dieser Kirchenfürst, wie 
auch der über achtzig Jahre alte Bischof 
von Linz, Gregor Thomas Ziegler, der 
auch an dieser Feier teilnahm, hatte Ischl 
zum Sommeraufenthalt gewählt. Zwei 
Tage darauf fand in Anwesenheit der 
Erzherzogin Maria Louise die feierliche 
Eröffnung der Maria Louisen-Quelle^) 
statt. Wirer berichtet hierüber: „In 
einem westlich von Ischl, eine halbe 
Stunde fern gelegenen Tale, befindet 
sich eine vor der Entdeckung des Isch- 
ler Salzberges zur Salzgewinnung ver 
wendete, seitdem aber als nicht sudwert 
verlassene Svvlquelle. Erst in letzterer 
Zeit wurde sie aus ärztlichen Rücksich 
ten von mir der Vergessenheit entzo 
gen, da ich mich aus mehreren Ver 
suchen überzeugte, daß ihr Wasser zur 
innerlichen Anwendung der mit Wasser 
verdünnten Sole vorzuziehen sei. Diese 
Quelle, welche früher, sowie die Am- 
gebung den Namen „Zum Psandl* trug, 
weil ihr Wasser in kleinen Pfannen
	        
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