Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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Endlich kamen die schweren Wagen, auf 
dem ersten die große, 3950 Pfund wie 
gende Glocke, von sechs Pferden gezogen, 
aus dem nächsten folgten zwei kleinere.^) 
Nachdem die neuen Glocken mit Blumen 
geschmückt worden waren, setzte sich der 
Zug unter den Klängen der Musik zur 
Kirche in Bewegung, wo Kanonikus 
Pfarrer Anton Leithner die Glocken 
weihte. Der Sieglwirt Huemer, der auch 
Traunreiter war, hatte die schwere Be 
förderung übernommen. Er verlangte da 
für keinen anderen Lohn, als daß bei sei 
nem Leichenbegängnis, sowie bei dem 
seiner Söhne und Knechte, die ihm bei 
der Aeberführung von Salzburg hieher 
beigestanden waren, mit allen Glocken 
geläutet und der ganze Klerus das Ge 
leite zum Grabe geben sollte. So wurde 
es auch ausgeführt; am Ende des vorigen 
(Jahrhunderts starb der letzte von den 
Knechten in sehr ärmlichen Verhältnis 
sen und er wurde wie alle früheren Mit 
helfer unter dem Geläute sämtlicher 
Glocken und vom ganzen Klerus be 
gleitet, zu Grabe getragen. Dieses Ge 
läute war das schönste des ganzen Salz 
kammergutes. Es erfreute mit seinem 
herrlichen, feierlichen Klange bis zum 
(Jahre 1917 die Bewohner (Ischls, um 
dann dem Weltkriege zum Opfer zu fal 
len. 
Außer der vorhandenen gedeckten 
Brücke, die mit ihrem dachigen Aeberbau 
einen bollwerkähnlichen Eindruck machte 
(heute Steinseld-Brücke) wurden die höl 
zerne (Johannesbrücke (heute Ebenseer- 
Brücke) und der lange, hölzerne Rechen 
steg, der sich vom Rechenhäuschen an der 
Wienerstrahe (heute Götzstraße) bis zum 
Krowatendörfl erstreckte, einer gründli 
chen Renovierung unterzogen? 7 ) Anter- 
halb der Salzburgersträße wurde zur 
Verbindung mit dem Krowatendörfl, das 
bereits einige Häuser zählte, eine neue 
Brücke aufgeschlagen (heute (Iainzen- 
dorfbrücke). Seit dem (Jahre 1619 wurde 
im Gries eine Quelle infolge ihres fri 
schen Wassers von den dortigen Bewoh 
nern gerne benützt. Wirer untersuchte 
die chemische Zusammensetzung des Was 
sers und fand, daß dasselbe sehr heil 
kräftige Bestandteile aufweise. Er lieh 
ein weißes, marmornes Becken um die 
Quelle anlegen und eine Allee dorthin 
führen. Das Marktwappen mit der Zahl 
1619 blieb darüber bestehen. Am das 
sprudelnde Wasser schuf er eine Anlage 
mit Bänken für die Kurbedürftigen. Graf 
St. Quentin erbaute neben der Quelle 
eine geschmackvolle — heute nicht mehr 
vorhandene — Wandelbahn, damit die 
vielen Kranken, die sich in großen Scha 
ren vom jenseitigen Afer mit dem flie 
genden Kahn herüberfahren liehen, auch 
bei schlechtem Wetter die Quelle benützen 
könnten. Diese Quelle, die man „Wi 
rerquelle" bezeichnete,^) erfreute sich 
eines so massenhaften Zuspruches, daß 
in kürzester Zeit 5000 Flaschen mit ihrem 
Wasser in alle Gegenden, ja selbst über 
den Aequator wanderten. Wirer sah 
sich veranlaßt, ein eigenes Depot zum 
Aufbewahren der Flaschen zu erbauen, 
und ließ jenen eigenartigen, schmalen 
Bau mit gotischen Fenstern errichten, 
der heute in der Ma^quellgasse als 
„Zaunerkeller" bekannt ist. 79 ) An die 
Wände des rechts gelegenen alten Hau 
ses neben der Quelle selbst, lieh Wirer 
folgende Sprüche aufmalen, die heute 
nicht mehr vorhanden sind: 
Manch (Jahrtausend vielleicht quillt spru 
delnd 
Aus felsigem Boden 
Nie versiegender Born — deine kristal 
lene Flut; 
Doch dir nahten bisher nur labungs 
suchend die Menschen, 
Deine heilende Kraft hatte noch keiner 
erkannt. 
Tempel hätten sie wohl deiner Najade 
erbaut — 
Nimm den verspäteten Dank, heilige 
Quelle von mir. 
Vier Elemente vereint begründen das 
Dasein des Erdballs — 
Doch der erhaltenden Kraft rühmt sich 
das Wasser zumeist. 
Schassend wirkt es im Meer — in den 
Höhlen und Klüften der Berge — 
Nährend und heilend zugleich in der 
organischen Welt?«) 
Von diesen damals viel gepriesenen 
Anlagen ist heute außer der Quelle selbst 
nichts mehr zu sehen. Viele kennen diese 
kaum. (Sie liegt im Gries in der Wi 
rerquellgasse). Zur Hebung des Bade 
besuches in diesem (Jahre hatte viel bei 
getragen, daß im vorigen Sommer 1839 
die Dampfschiffahrt am Traunsee einge 
führt worden war? 7 ) Das erste Dampf 
schiff „Sophie" verkehrte anfangs nur 
im Sommer, später auch im Winter. 
Man konnte nun die Reise von Wien 
nach (Ischl in zwei Tagen zurücklegen, 
da außerdem von Gmunden nach Lam 
bach und dann weiter nach Linz eine 
Pferdebahn gebaut wurde. Kein Wun 
der, daß bereits diese Saison sich eines 
ungeheueren Fremdenbesuches erfreute.
	        
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