Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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Draperien überhängt wurde, eine Sze 
nerie, die auf die damaligen Kirchenbe 
sucher einen großen Eindruck machte. Zu 
beiden Seiten des Hochaltares stellte 
man vier polierte, mit roten Luchpol 
stern versehene Betstühle aus, das bis 
her plumpe hölzerne Speisegitter wurde 
durch ein zierlich eisernes ersetzt, am frisch 
gestrichenen Chore wurde eine neue 17- 
registrige Orgel vom Orgelmacher Simon 
Hölzl aus Steyr-Garsten aufgestellt. 
Einer neuerlichen Restauration wurden 
gleichzeitig die Kalvarienbergkirche so 
wie die Sebastianskapelle am Friedhofe 
unterzogen?») Der Friedhof wurde ver 
größert und mit Pappelbäumen be 
pflanzt?^ 
Om Jahre 1824 hatte sich die Zahl 
der Kurgäste auf 136 vermehrt??) An 
ker ihnen ragte vor allem Gras Arthur 
Potocky hervor, der mit eigener Equi 
page, Dienerschaft und seinem Leibarzte 
Dr. Badivonskh aus Polen hergereist 
war. Dr. Badivonskh war eine Be 
rühmtheit aus dem Gebiete der Augen 
heilkunde. Schon im ersten Sommer sei 
nes Hierseins heilte er 20 Augenstar-Er- 
krankungen. Der Gras lieh in der Kirche 
durch Kanzelruf verkünden, daß sich alle 
im Aammergute schwer erkrankten 
Augenleidenden an seinen Leibarzt wen 
den sollten, dieser würde sie unentgelt 
lich behandeln, auch stelle ihnen der 
Graf Arznei, sowie Pflege unentgeltlich 
bei. Anter den Vielen, welche diesem 
Rufe folgten, war auch eine 93jährige 
Greisin. Dr. Badivonskh wollte die Ope 
ration wegen des hohen Alters der Frau 
nicht ausführen und riet ihr freundlich 
davon ab. Die alte Frau flehte nun 
den Arzt an und beteuerte, sie wolle 
gerne gleich sterben, wenn sie nur einen 
Augenblick ihre Kinder, Enkel und Ar 
enkeln, die sie alle zur gefahrvollen Ope 
ration herbegleitet, schauen könnte. Die 
Operation wurde nun ausgeführt, die 
Frau wurde sehend und lebte noch 4 
Jahre im Kreise ihrer Lieben?») Wirer 
hielt sich seit dem Sommer 23 jedes 
Jahr mehrere Monate heroben auf. Om 
Jahre 1825 kam zum ersten Mal aus 
seine Verordnung der Bruder des Kai 
sers Franz, Fürsterzbischof Kardinal Ru 
dolf von Olmütz. Wirer hatte in den 
letzten Jahren immer mehr an Ansehen 
in Wien zugenommen, er wurde neben 
dem Leibarzt Stift wiederholt an das 
kaiserliche Krankenlager gerufen. Am 
Hofe zu Wien in der Amgebung des 
Kaisers hatte er auch den Erzbischof 
von Olmütz, des Kaisers jüngsten Bru 
der, der auch ein großer Gönner Beetho- 
vens war, kennen gelernt. Wirer ver 
ordnete dem kränkelnden Kirchenfürsten 
die Solbäder zu Ischl. Erzherzog Ru 
dolf verbrachte vom Jahre 1825 an je 
den Sommer im Psarrhofe zu Ischl?») 
Gleichzeitig waren eine Reihe der ange 
sehensten Personen gleich wie im Vor 
jahre mit Equipagen hier eingetroffen, 
so Staatskanzler Fürst Metternich. 
Staatsminister Gras Kolowrat, Graf 
Friedrich von Gentz, Prinzessin Lubo- 
mirsky, Gräfin Potocka, Gras Bathyanh, 
Gräfin Fuchs, Med. Dr. Ritter von 
Staudenheimer, Dr. Braut, Graf und 
Gräfin von Agarte, k. k. oberösterr. 
Landespräsident, Ritter v. Swertschkofs, 
russischer Staatsrat und Gesandter in 
Florenz. Ritter von Baykoff, russischer 
Staatsrat, Prinz Gustav von Mecklen 
burg usw?°) Die Ischler erkannten nun 
bald, daß sich Ischl zu einem Badeort 
umgestalte. Sie richteten in ihren Häu 
sern eine Reihe von Zimmern zum Ver 
mieten für Sommergäste ein. Die Woh 
nungen waren noch alle sehr primitiv, 
aber der Ort paßte sich immer mehr dem 
Fremdenverkehr an. Ein gewisser Reiter 
lieh eine Anzahl von Eseln anschaffen, 
um btzsonders den Damen und Kindern 
größere Ausflüge in Ischl und Amge 
bung zu ermöglichen. Es bildete sich 
daneben eine eigene Berufsklasse, die 
sogenannten Sänften- und Sesselträ- 
ger?Z Wirer empfahl besonders die 
Sesselträger Zeppezauer und Hirsch?») 
zwei Männer, die ob ihrer Originalität 
heute noch in einem reichen Anekdoten 
kranz im Munde der Bevölkerung Ischls 
fortleben. 
Von Laufsen verkehrte regelmäßig 
auf der Traun ein Fremdenschiss. Dem 
Erzherzog Rudolf zu Ehren wurde der 
erste Springbrunnen in der Kaltenbachau 
errichrei unv eln Spaziergang dorthin in 
Stand gesetzt. Ein derartiger Spring 
brunnen war noch eine Seltenheit im 
Salzkammergut, sein Wasserstrahl war 
5 Meter hoch?») Die Schiehstätte an der 
Traun unterhalb der alten Plahmühle, 
an dem Schiffswerstplatze gelegen, muh 
te aus polizeilichen Sicherheitsgründen, 
weil die aus der knapp daneben führen 
den Landstraße (heute untere Götzstrahe) 
vorbeispazierenden Herrschaften gefäh- 
det wurden, verlegt werden. Zuerst über 
siedelte man zum ärarischen Ziegelstadel, 
da aber auch dieser Platz nicht viel bes- 
ser war, aus die Wiesen, die am Fuße 
des Hundskogels (Siriuskogel) gelegen 
waren. Hier entstand bald ein beliebter
	        
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