Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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genen Wohnräume wieder auszuräumen 
und erwartete in den Mittagsstunden 
das Nahen des Wassers, doch blieb das 
selbe Gott sei Dank aus. Das Ganze 
war eine aus der Luft gegriffene Hiobs 
botschaft. entstanden aus Grund einer 
verstümmelten Depesche, und nur deshalb 
glaublich, da fast jede Verbindung mit 
den Nachbarorten fehlte. Bürgermeister 
Voglhuber. Gemeindevertreter. Polizei, 
Gendarmerie und Wasserwehr arbeite 
ten mit unermüdlichem Fleiße, die größ 
ten Schäden möglichst rasch zu bessern 
Diese Hochwasserkatastrophe überstieg 
noch die der Iahre 1897 und 1899 und 
richtete Millionenschäden an/ 038 ) Auch 
diesmal fehlte es an edlen Gönnern 
nicht, besonders brachten Frau Niese 
und Fräulein Kartusche beide treue An 
hängerinnen des Kurortes, durch Wohl- 
tütigkeitsvorstellungen in den Wiener 
Theatern bedeutende Summen herein. 
.An: 12. September verkehrte der erste 
Zug aus der Lokalbahn nach Salzburg, 
auf welcher diesmal die Heimbeförde 
rung der Fremden über Salzburg erfolg 
te. Am 20. September wurde wieder 
der gesamte Verkehr auf der Haupt 
strecke aufgenommen?.^) Bald nach dem 
fürchterlichen Hochwasser ereignete sich 
in der Nähe Ischls abermals ein merk 
würdiges Naturschauspiel. Der soge 
nannte Sandling-Turm (1700 Meter 
hoch), eine bisher kühn emporragende 
Felsgestalt, stürzte in der Nacht vom 
12. auf den 13. September ein. Die 
rutschenden Erdmassen waren wochen 
lang in Tätigkeit. Zuerst wurde die 
Sandlingalpe verschüttet, der andere 
Teil ergoß sich in der Richtung gegen 
St. Agatha bei Steeg zum Zlanbach. 
Die abgestürzte Spitze war im Frühjahr 
1907 durch die Bergführer M. Küchen 
bauer und A. Watzinger zum ersten 
mal erklommen worden; sie gehörte zu 
den waghalsigsten Kletterpartien des 
Salzkammergutes. Der laufende Berg 
bildete monatelang eine Sehenswürdig 
keit. scharenweise fuhren die Leute von 
hier nach Steeg, um von der Pötschen 
aus das Naturspiel zu betrachten. 
Am 2. November wurde der hiesige 
Chordirektor Hans Völghfh zum ordent 
lichen Lehrer für Musik an der Staats 
erziehungsanstalt zu Wiener-Neustadt 
ernannt?^) Anter ihm hatte der Kir 
chenchor. der in vorzüglichster Weise die 
kirchlichen Werke klassischer und mo 
derner Kirchenkomponisten zur Auffüh 
rung brachte, seinen Höhepunkt erreicht. 
Völghfh. der selbst als Komponist Treff 
liches geschaffen — ich erwähne nur 
sein Tantum ergo. Streichquartett, Kla 
vierquintett und seine Motette — hat 
durch eifriges Proben einen sehr ge 
schulten Chor herangebildet. Völghfh 
war ein Schüler des Professors Vock- 
ner und meisterte gleich seinem Lehrer 
die Orgel. Besonders verdienstvoll 
wirkte er auch im Ischler Männerge 
sangverein. dessen Ehrenchormeister er 
wurde. An Frau Mohatsch (Markoff), 
die auch an vielen heimischen Konzer 
ten rühmenswert mitwirkte, hatte der 
Ischler Kirchenchor durch mehr als 50 
Iahre eine Sängerin mit einer gottbe 
gnadeten Stimme. Cafetier Franz 
Ramsauer sen. (gestorben 1910) hatte 
eine Messe komponiert, die am hiesigen 
Chore wiederholt zur Aufführung ge 
langte. Von eben demselben wurde 
auch eine zweiaktige Oper „Hans von 
Wildenstein", mit Text von G. I. Kanz^ 
ler, (dem Verfasser der Geschichte des 
Marktes und Kurortes Ischl) im Salz 
burger Theater zur Aufführung gebracht. 
Sein Südmark-Motto „Heil Wetter- 
nacht — Heil Sturmgebraus" erfreute 
sich allgemeiner Beliebtheit. Nach Völ- 
ghfhs Scheiden, dessen Gattin eine sehr 
geschulte Mozart-Sängerin und auch 
Mitglied des Kirchenchores war. mach 
ten sich Steueroberdirektor Georg Marr- 
khofs (Malez) und Landesgerichtsrat Dr. 
Eberstaller um die kirchlich-musikalischen 
Aufführungen verdient; von letzterem 
stammt eine bereits mehrmals zur Auf 
führung gelangte Messe, und neben ande 
rem ein Neujahrslied „Du Anfang und 
Ende". 
- Am 4. November übersiedelte die 
Bank für Oberöstetreich und Salzburg 
in ihr neues Heim, das ehemalige Dr. 
Iosef Götz-Haus, welches Baumeister 
Hans Brandl, ohne den früheren hüb 
schen Charakter aufzugeben, den jetzigen 
Zwecken anpaßte, während die Arbei 
ten in den Innenräumen von hiesi 
gen Lewerbetreibenden ausgeführt wur 
den?") Die Ischler Bank-Filiale der 
Bank von Oberösterreich und Salzburg 
war innerhalb 10 Iahren unter dem 
nunmehrigen Direktor Iosef Flatz von 
einer kleinen Filiale, bestehend aus zwei 
Beamten, zu einem Bankbetrieb von 
26 Beamten herangewachsen. 
Am 1. Dezember fand anläßlich der 
Heilbaderklärung Ischls eine Feier statt, 
um dieses denkwürdige und für die Ent 
wicklung Bad Ischls bedeutungsvolle Er 
eignis mit der gleichzeitigen Eröffnung 
des Winterbetriebes der Kuranstalten
	        
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