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Diese Vergleichung wird gewiß sehr zu Gunsten der umfas
senderen Bildung sprechen. Leider wird dieser Weg der Vorberei
tung für ein Gewerbe in Oesterreich noch sehr selten betreten, ja
es sind noch nicht einmal alle hiezu nöthigen Bildungs-Anstalten
vorhanden, so daß es gegenwärtig schwer halten würde, eine genü
gende Zahl von vaterländischen Beispielen als Belege des oben Ge
sagten aufzufinden.
Es herrscht hier nämlich bei den meisten Gewerben noch die
Gepflogenheit, als „gewöhnliche Arbeiter" die im Vaterlande sich
Darbietenden aufzunehmen, die „intelligenten Kräfte" aber vom Aus
lande zu beziehen.
Diesen nationalunwirthschaftlichen und zugleich demüthigenden
Import könnten wir uns aber leicht ersparen, wenn nur die In
länder sich eben so gut wie die Ausländer in den Schulen für die
Gewerbe vorbereiten wollten. Mühen und Kosten dürfen hiebei nicht
gescheut, Vorurtheile müssen gründlich beseitiget werden.
Es wird wohl auch in Zukunft bei uns noch eine große Zahl
von „gewöhnlichen Arbeitern" oder lebenden Handwerksmaschinen
nöthig sein, um so mehr, wenn der fabrikartige Betrieb immer
mehr in Aufschwung kömmt. Wie viel oder wie wenig gewerbliche
Bildung derlei lebende Maschinen bedürfen, um mit denen aus Holz
und Eisen die Concurrenz auszuhalten, will ich nicht untersuchen,
sondern dieß denen überlassen, welche solche Maschinen zu gebrauchen
haben.
4. In den hiesigen gewerblichen Kreisen wird auch häufig
über die „allzugroße Strenge" geklagt, welche an der Realschule
herrsche, und minder Bemittelte, die sich eine außerordentliche Nach
hilfe nicht verschaffen können, vom Besuche abschrecke.
Der alte Satz: „Strenge Schule — gute Schule!" wird
wohl für alle Zeiten wahr bleiben, und somit könnte sich die Real
schule über derlei Klagen leichter, als etwa über ein häufiges Lob
der Milde beruhigen, wenn ihr nur nicht etwa der Vorwurf des
Uebermaßes von Strenge mit Grund zur Last fällt. Zur Entschei
dung mögen hier Zahlen sprechen.
Die Anzahl der in die nächst höhere Klasse nicht versetzbaren
Schüler, d. i. solcher, welche die Klasse wiederholen müssen, wenn
sie die Schule noch ferner besuchen wollen, betrug an der Linzer
Realanstalt in Prozenten der Gesammtschülerzahl:
im Jahre: 1857 , 1858 , 1859.
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