Volltext: Über die gewerbliche Schulbildung

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der Gewerbe ihre an der Realschule befindlichen Söhne, welche für 
höhere technische Studien minder begabt erscheinen, dem ehrenhaften 
Stande aus dem sie entsprossen sind, entziehen, und sie lieber ver 
urteilen, lebenswierig als Kanzleimaschinen oder in anderen unter 
geordneten Wirkungskreisen mit karger Besoldung zu arbeiten, statt 
ihnen auf dem Wege der von gehöriger Bildung unterstützten ge 
werblichen Thätigkeit zu sicherem Wohlstände zu verhelfen, und da 
durch nicht nur sich, sondern auch dem Allgemeinen in höherem 
Grade zu nützen — ist eine sehr beklagenswerthe Erscheinung, welche 
verlangt, daß wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf die Entdeckung 
und Beseitigung ihrer Ursachen richten. Die bisher gemachten Er 
fahrungen geben hierüber mehrere wichtige Aufschlüsse, welche mit 
den nothwendigen Erläuterungen hier folgen sollen. 
1. Viele Gewerbtxcibende kennen die Realschule in ihrer ge 
genwärtig bestehenden Organisation gar nicht, oder doch viel zu 
wenig. — 
Es wird deshalb ein kurzer Abriß des Realschulplanes hier 
am Platze sein. 
„Die Unterrealschule bereitet auf die Oberrealschule vor, und - 
bezweckt zugleich eine selbstständige Bildung für die 
Kreise der nie deren städtischen und ländlichen Ge 
werbe. Sie behandelt die Lehrgegenstände vorherrschend in popu 
lärer Weise und besteht als vollständige Unterrealschule aus wenig 
stens drei Jahrgängen." (tz. 3 des Realschulplanes.) 
litärdienst, für land. und forstwirthschaftlicke oder auch für Kunst- 
Schulen. Der sehr geringe Rest gehört den Gewerben. Dabin 
gehen alle ausgemusterten Realschüler, und auch brave Kna 
ben nimmt man schon nach 1, 1 l/2 oder 2 Schuljahren von 
hier zu den Gewerben weg, entweder weil eine Vorbereitung 
von 3 vollen Schuljahren den Meistern sowie den Eltern der 
Lehrlinge des Guten zu viel scheint, oder weil dem dringenden 
Bedarfe das Streben nach recht baldiger Versorgung willfährig 
entgegenkommt. Es ist leider wahr, daß in jener Zeit, da es in 
Oesterreich noch keine Realschulen gab, mehr Lehrlinge vor ihrem 
Eintritte in das Gewerbe die damals für die reale Bildung be 
stimmten 2 Jahrgänge der 4. Normalklasse zurückgelegt hatten, 
als sich jetzt mit den Zeugnissen über 2 Realklassen ausweisen 
können.
	        
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