Volltext: Über die gewerbliche Schulbildung

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Die Zahl der Bewerber um die Aufnahme in die erste Un 
terrealklasse ist zwar hier in Linz und auch an anderen Orten alljähr 
lich so stark, daß eine strenge Aufnahmeprüfung nothwendig ist, um 
die übergroße Schülerzahl auf 80, das gesetzliche Maximum, herab 
zubringen. Zu Anfang des laufenden Schuljahres verblieben hier 
trotzdem, daß 14 Knaben wegen ganz unzureichender Vorbildung 
nicht aufgenommen werden konnten, doch noch 95 Schüler in der 
-1. Klasse. Mit der Frequenz der hiesigen Reallehranstalt kann man 
also sehr zufrieden sein, und es ist, wenn nicht Parallelklassen er 
richtet werden, im Interesse des Unterrichtes nur eine Verminderung 
des Zudranges zu wünschen. 
Daß aber von den Realschülern, welche 3 oder auch nur 2 
Klassen mit gutem Erfolge absolvirt haben, verhältnißmäßig nur 
sehr wenige sich dem Gewerbestande widmen/) daß selbst Männer *) 
*) Die größte Zahl der absolvirten Tertianer studirt auf gut Glück 
weiter, ohne noch ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben. Es 
scheint ihnen doch viel angenehmer, in die Oberrealschule, als in 
irgend eine Handwerkslehre zu treten, worüber man sich bei der 
bekannten Behandlung der Lehrlinge in den meisten Gewerben 
nicht wundern wird. Vorzugsweise diese Behandlung ist es, die 
dem üblichen pädagogischen Schreckworte der Eltern an ihre un 
fleißig studirenden Söhne: „Wenn du nicht fleißiger bist, so 
kommst du ohne Gnade zu einer Profession!" noch immer den 
größten Nachdruck gibt. 
Kömmt der Realschüler in den oberen Klassen gut fort, und 
reichen sowohl seine Subsistenzmittel, als seine wissenschaftlichen 
Neigungen weit genug, so wird aus ihm ein Hörer der Technik 
Bei minder entwickelten Kenntnissen und rein wissenschaftlichen 
Bestrebungen, oder auch aus besonderer Standesvorliebe, werden 
statt der Polytechnik entweder das Forstwesen oder die Land 
wirthschaft. die Montanistik oder Nautik oder die bildenden Künste 
für die künftigen Studien gewählt. Bei ungünstigeren Ver 
hältnissen wendet sich der absolvirte Oberrealschüler als Practikant 
den Manipulationsämtern im Staatsdienste oder einem vorneh 
meren Handelszweige — nie aber den Gewerben zu. 
Nebst solchen Unterrealschülern, die in irgend einer der hier 
angeführten Absichten sich für die Oberrealschule vorbereiten, und 
sodm für die Gewerbe verloren gehen, gibt es in den 3 unteren 
Klassen noch Aspiranten für die Handelsacademieen und die Han 
delspraxis, für das niedere Lehramt (hiesür sind nur 2 Klassen 
vorgeschrieben), für einige k. k. ManipulationsLmter, für den Mi
	        
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