Volltext: Der oberösterreichische Bauernaufstand des Jahres. 1626 Erster Band. (1 / 1891)

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Schon 1579 imd 1587 hotte Kaiser Rudolf II. eingehende An 
ordnungen für das Aufgebot des dreißigsten, zehnten und fünften 
Mannes und für die Schöpfung und Ausbildung einer Landwehr 
getroffen. i In letzterer Hinsicht waren dieselben vielleicht unausge 
führt geblieben; das Aufgebot dagegen war öfter ergangen. Wieder 
holt waren die Bauern zur Besetzung der Grenze gegen Türkenein- 
fälle, die zu drohen schienen, verwendet worden; 2 wenn die Stände 
Truppen und Fuhren nach Ungarn schickten, hatten sie auch Unter 
thanen ausgehoben ^ und seit 1608 waren die Bauern mehrfach neben 
Berufssoldaten zu Kriegsdiensten verwendet worden. ^ Insbesondere 
hatte man in solchen die Hausrucker 1620 nach allen Richtungeil hin 
geübt. ° Bereits während des Aufstandes, der 1595 ausbrach, wird 
erwähnt, daß die Bauern in Gliedern von je drei Mann aufzogen 
daß sie über je zehn Manu einen Rottmeister setzten, dem das Hand 
gelübde geleistet werden mußte; daß diese Rottmeister den Hauptleuten 
und Viertelsmeistern vereidigt wurden;'' daß sie ihren Untergebenen 
das Aufgebot zu bestellen hatten und daß die Aufständischen alle 
Wege und Pässe verhauten und Tag und Nacht auf allen Straßen 
Wache hielten. 2 Zum Schanzen an den Grenzen und zum Verhauen 
der Pässe waren die Bauern öfter angehalten worden'" und wir 
sahen, wie sie 1620 von ihren Kenntnissen bei Haag Gebrauch 
machten." Vielleicht fanden sie auch an der bairischen Grenze 1626 
die Schanzen noch vor, welche sie sechs Jahre früher aufgeworfen 
hatten." 
Die „Defensionsordnung", welche die Bauern während des Aus- 
standes ausgehen ließen", war nur eine Wiederholung derjenigen, 
welche die Stünde 1619 veröffentlicht hatten ", und bestimmte nichts 
als die Plätze, wohin bei einem feindlichen Einfall die Wehrlosen 
und die Besitztümer zu flüchten seien. Wenn ferner die Aufständischen 
bei Neuhaus Ketten über die Donau spannten, so ahmten sie einfach 
aus besonderem Anlasse nach, was die Stünde 1610 und 1618 an 
derselben Stelle gethan hatten ", und wenn sie eine Reiterei zu bilden 
suchten und zur Belagerung Geschütze, welche sie nebst den Büchsen 
meistern in Städten und Stiften fanden, verwendeten, so bedurfte es 
dazu doch wahrhaftig ebensowenig höherer Einsicht, wie zu der auch 
bei wilden Völkern nicht seltenen Taktik, sich in Wäldern oder Hinter 
halten aufzustellen. Endlich war es die notwendige Folgerung ihrer 
Absicht, das ganze Land von den Baiern zu befreien, daß sie die 
Städte besetzten und die Widerstand leistenden belagerten."
	        
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