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mal nach Afrika hineingeht, wenn auch fürs erste nur mit
der Eisenbahn. Schön wird es erst dort, wo die Bahnen und
die Dampfer aufhören und die lange Trägerkolonne sich hinter
dem Zührer her, Tagemarsch um Tagemarsch, durch Steppen,
§els und Wald dahinschlängelt. Was weiß der schwarze
Träger von den Gedanken hinter der Stirn des weißen Mannes,
dem er seine Lasten, sein Zelt und sein Bett durch die Tiefen
Afrikas trägt! Dennoch wird es keinen alten Afrikaner von
rechtem Sinn geben, der nicht mit Dankbarkeit an so manchen
heißen Marsch zurückdächte, wo seine Leute, müde wie sie
waren, mit sechzig Pfund und mehr auf dem Kopf, doch ge
duldig dem Zureden und Ermuntern folgten: noch ein Stück
weiter, immer noch ein Stück weiter, es gibt ein Blatt Tabak,
es gibt Palmwein, es gibt eine Extraration, es gibt einen
Ruhetag, aber heute nur weiter!
Eisenbahnen müssen sein, aber das wahre, alte Afrika hat
doch nur der kennen gelernt, der noch mit seiner Narawane
die Iltisse durchschritt, im Urwald über die gestürzten Baum
stämme kletterte, seine Zelte am Bachrand, im hohen Gras,
im Dunkel des Waldes oder unter den Schattenbäumen auf
dem dörflichen Tanzplatz aufschlagen ließ,- der die Rationen für
seine Leute ausgeteilt, Medizin gegeben, Wunden verbunden
und Abends, wenn die Lagerfeuer brannten, ihrem Singen,
Stampfen und Schwatzen zugehört hat — bis der Schlaf auf
seine und ihre Augen siel.
von Lagos nach Abeokuta fährt man fünf Stunden mit
der Eisenbahn. Das ist aber nur der erste Anfang der Linie,
die noch tausend Kilometer weiter nach Rano in Nord-Nigeria
führt. Wenige Jahrzehnte ist es her, da war Abeokuta etwas
ganz Sagenhaftes, eine Riesenstadt mit Hunderttausenden von
Eingeborenen, unter der Herrschaft eines mächtigen Despoten,
des Alake. Den Alake gibt es auch noch heute, und auch die
zweihunderttausend Menschen erscheinen glaubhaft, wenn
man die gewaltige, stundenweite Ausdehnung des Grtes