Volltext: Weltpolitisches Wanderbuch 1897-1915

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wurde. Nur ausnahmsweise arbeiten die Männer selbst auf 
dem Felde. Bei unseren vorfahren in ihrer asiatischen Ur 
heimat ist das einmal ebenso gewesen. Solange, wie man 
das Rind noch nicht zu zähmen verstand und den Pflug nicht 
kannte, mutzte das Weib den Boden umhacken und der Mann 
ging auf die Jagd oder in den Nrieg. Weiber zu rauben, 
war darum immer ein Vorteil, und in Afrika ist es meistens noch 
heute so. Oer Neger sieht das Weib, solange es jung ist, vor 
allen Dingen als Geschlechtswesen an, autzerdem als Arbeitstier, 
und je mehr Weiber ein Schwarzer hat, desto mehr kann er für 
sich arbeiten lassen, Feldfrüchte bauen, Stoffe weben, Geräte 
machen, weiberkauf ist geradezu Napitalsanlage. wer mächtig 
genug ist, braucht keine Weiber zu kaufen, sondern fordert sie 
oder lätzt sie rauben. Darum laufen die Lamilkeweiber auch 
alle fort, sowie sie uns sehen. 
Ferne vom tropischen Afrika, dort, wo zuerst das 
Rind vor den Pflug gespannt wurde, geschah die 
große Wendung unserer Nulturgeschichte, in der 
durch die Zähmung des Rindes die Frau befreit 
wurde! Alle Folgen, die sich bei den Völkern des asiatischen 
und mittelländischen Nulturkreises hieraus ergaben, mutzten 
bei der schwarzen Rasse ausbleiben, weil Afrika die Tsetse 
hat. wir zu Hause können uns nicht gut vorstellen, wie 
Ninder ohne Milch aufgezogen werden sollen! wo es aber 
keine Nütze gibt, da gibt es auch keine andere Nahrung für die 
Meinen, als die der eigenen Mutter, und die reicht nur in der 
ftühesten Lebenszeit ohne weiteres aus. wie oft habe ich hier 
gesehen, datz Säuglinge mit Bananen, mit zähem Hirsebrei 
oder mit übelriechendem gegohrenen Maniok gestopft wurden! 
Zn der Hauptsache bemühen sich die Mütter aber, ihre Ninder 
möglichst lange zu stillen: bis zu zwei Jahren. Damit das 
möglich ist, müssen neue Schwangerschaften vermieden werden. 
Oie Frauen halten sich also, sobald sie ein Nind haben, vom 
Manne fern —eine der hauptwurzeln der Vielweiberei.
	        
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