Volltext: Weltpolitisches Wanderbuch 1897-1915

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wußtsein des Zusammenhanges zwischen dem eigenen geistigen 
Besitz und dem der Vorwelt. 
Der Römerwall — er fragt mich: was weißt du denn von 
allem, was zwischen mir und dir liegt? versuche ich diese 
Krage nach ihrer Tiefe zu begreifen, so lautet sie: Weißt du, 
daß die innere Stärke deiner Nultur auf dem historischen 
Charakter deines Bildungsbewußtseins ruht, und die politische 
Nrast deines Volks auf der Erkenntnis, daß alle Politik in 
ihren Mitteln, Zielen und letzten Erfolgen von der geistigen 
Grundlage abhängt, auf der sie erbaut ist? 
Das Zundament der deutschenpolitik muß die deut- 
scheNultur und derWesenszug unserer Kultur muß die 
Erziehung unseres Willens zu nationaler, das heißt 
zu politischer Sittlichkeit sein. Man kann vielerlei Defini 
tionen der Nultur aufstellen, und es ist klar, daß sie alle Güter 
umfaßt, die durch Benutzung der menschlichen Zähigkeiten zur 
pflege des menschlichen Lebens erzeugt und entwickelt werden. 
Die Hervorbringung des Schönen, die Überwindung von Last, 
Zeit und Raum, die ökonomisch und technisch gestaltende Herr 
schaft über die stoffliche Gesamtheit der Natur, sie gehören auch 
zum Wesen des Nulturbegriffs. Wer sich aber mit ihnen be 
gnügen und das Moralische beiseitelassen wollte, dem ginge 
darüber nicht nur der Zusammenhang mit dem höchsten inner 
weltlichen Gut, das wir besitzen, dem sittlichen Gewissen, son 
dern auch mit dem höchsten politisch nationalen, dem Staats 
gedanken, verloren. 
Die drei Nulturzeitalter, sagten wir, in denen sich das deut 
sche Wesen durch eine besondere geistige Lebenssülle betätigt 
hat, waren das der mittelalterlichen Naiseridee, das der 
Reformation und das unserer großen Geisteshelden. Immer 
war es ein sittlich erhabener und tiefer Gedanke, der 
zu jenen Zeiten das deutsche Leben beherrschte: die Ein 
heit der abendländischen Ehristenschaft, der Gewissensernst
	        
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