Volltext: Weltpolitisches Wanderbuch 1897-1915

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empfinde es, wie über beide Reiche, das der Erscheinungen und 
das der Gedanken, im Licht des späten Herbstsonnentages die 
Stimmung dieses Tages sich aus gießt, der uns zur Einkehr 
in unser eigenes und unseres Volkes Wesen ruft. 
wann sind wir geistig am reichsten gewesen? Stets 
dann, wenn wir am stärksten und deutlichsten in un 
serem eigenen Leben ein Stück Menschheitsentwick- 
lung zum Ausdruck brachten. Je weniger aber ein 
deutsches Zeitalter sich selber im Licht einer univer 
salen Idee zu begreifen vermochte, desto ärmer waren 
wir auch. Vas ist mein Bußtagsgedanke im Welt 
krieg an der einstigen Römergrenze in deutschen 
Landen. 
hinter dem Karolingerreich fängt unsere eigentliche Ge 
schichte an mit der Herausbildung einer Universalidee: der 
des heiligen römischen Reichs deutscher Nation. Vas deutsche 
Königtum nimmt mit Gtto I. die römisch-karolingische Kaiser- 
würde, das heißt die Vertretung der ideellen weltlichen Ein 
heit des Christentums im Abendlands, auf. ver mittelalter 
liche Kaisergedanke hat kaum den direkten politischen Anspruch 
auf die Obergewalt über ganz Mittel- und Westeuropa bedeutet, 
aber er ist tatsächlich von solcher Obergewalt zu gewissen Zeiten 
nicht sehr weit entfernt gewesen. Zwar war es unmöglich, mit 
der Staats- und Wehrverfassung der naturalwirtschaftlichen 
Periode ein solches Ziel zu erreichen, aber trotzdem, und 
trotz der Unklarheiten der Idee selbst, muß man diese doch 
als einen geistigen Kulturfaktor von der größten Bedeutung 
ansehen. Am Kaisertum erst ist die Kirche gewachsen. Vas 
Kaisertum hat den Kampf der Geister gegen den zweiten 
Universalgedanken, den geistlichen, geführt, und wenn es 
auch mit dem Fall der Hohenstaufen unterlag, so hat sich daran, 
daß es trotzdem weiterbestand, doch eine Fülle politischer 
und kultureller Folgen geknüpft. Ohne die deutschen Kaiser 
aus dem sächsischen, ftänkischen und staufischen Hause wäre
	        
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