Volltext: Die Großmächte der Gegenwart

IV. Deutschland. 
Das Deutsche Reich. 
Reich 3,2(I£“). Volk 81 (”f); jährliche Zunahme 850,000; natür¬ 
licher Zuwachs p,f’ %0; Ruswanderung 26,500. Eisenbahnen 62,000; Handel 
17,1 (^); Handelsmarine 9,5. Kriegsflotte 730,000; Heer 790,000; Militär- 
ausgaben 22 (4p) pro Kopf. Staatsschuld 21, pro Kopf 325. 
1. Genesis. Die deutsche Großmacht ist in ihrer heutigen Form 
sogar jünger als die italienische, sie ist aber unmittelbar aus einer 
älteren Form, Preußen, hervorgegangen, die selbst so wie Österreich 
im Schatten des mittelalterlichen Kaisertums aufgewachsen ist. 
Dieses Kaisertum hatte einen Schwerpunkt im Süden und im Süd¬ 
osten (Reichstag zu Regensburg, Regierung in Wien). Im späteren 
Mittelalter entstand jedoch nördlich davon ein neues Zentrum infolge 
der allmählich vor sich gehenden Konsolidierung Brandenburgs. 
Um die Mitte des 17. Jahrhunderts erlangte dieses Land für seinen 
preußischen Flügel die Unabhängigkeit (von Polen); als es ein hal- 
bes Jahrhundert später den Namen eines Königreichs gewann, wurde 
daher derselbe mit diesem Flügel verknüpft. Noch ein halbes Jahr¬ 
hundert verging unter ständigem Zusammenschweißen der zerstreu¬ 
ten Besitzungen des Hauses Hohenzollern, und dann steht um die Mitte 
des 18. Jahrhunderts das Preußen Friedrichs des Großen als eine 
Großmacht in Europa fertig da: eine deutsch-protestantische Groß- 
macht, geboren mehr als ein Jahrhundert nach dem Schweden Gustav 
Rdolfs des Großen. 
klls das Experiment Napoleons mit einem rein südwestlichen 
Deutschland (dem Rheinbund) mißlungen war und Preußen sich mit 
Hilfe seiner siegreichen Waffen wieder aus seinem „ctebacle" erhob,
	        
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