Volltext: Die Großmächte der Gegenwart

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III. Frankreich 
Die Sehnsucht nach gesellschaftlichem Frieden wird in wachsende Sehn- 
sucht nach einer starken Hand in der Leitung des Reiches umgewandelt! 
die Literatur (Maurice 6 arres) hat dies längst bezeugt, und die 
letzte Präsidentenwahl (poincare 1913) ist ein Ausdruck dessen 
in der praktischen Politik. Gb die Forderung sich auf die Dauer im 
Rahmen der jetzigen Staatsform würde erfüllen lassen, liegt in wei¬ 
tem Feld. Letztere hat vielleicht ihre Hauptgarantie darin, daß die 
offiziellen monarchischen Rnsprüche augenblicklich von bloßen Namen, 
ohne daß Persönlichkeiten dahinter stehen, repräsentiert werden. 
wenn die dritte französische Republik trotz aller ihrer Schwierig¬ 
keiten und Sünden schon beinahe ein halbes Jahrhundert bestehen 
konnte, so liegt der Grund darin, daß sie auf einem anderen Gebiet 
die Sehnsucht des Volkes zu befriedigen gewußt hat. Sie hat es ver¬ 
standen, „ckesorckre" mit „gloire“ zu verschleiern, innere Mißregie¬ 
rung mit äußerem Glanz. Sie hat eine auswärtige Politik in gro¬ 
ßem Stil geführt, die das zweitgrößte Rolonialreich der Welt als 
Resultat ergeben hat. 
6. Auswärtige Politik. Seit ihrer Geburtsstunde hat die dritte 
Republik an einem auswärtigen Problem zu tragen, das, wie man 
sagen kann, noch heute die Zentrale in ihrer äußeren Politik bildet. 
Es ist dies die Revanche. 
Nun muß man bedenken, daß dies eine ziemlich unverhüllte am¬ 
bitiöse Forderung mit nur geringer Stütze im Rationalitätsprinzip 
ist: Elsaß war im Gegenteil eine deutsche Srredenta. Man hätte 
sich deshalb vorstellen können, daß sie allmählich mit dem verschwin¬ 
den der Generation von Sedan vollständig in die Welt der Deklama¬ 
tionen und Rttitüden übergehen würde. Rn Anzeichen hierfür fehlte 
es auch nicht in den neunziger Jahren. Ls ist sehr richtig, daß die 
Allianz mit Rußland in den breiten Schichten ihre Popularität der 
Revanche zu verdanken hatte,' die Staatskunst (Hanotaux) sah sich 
aber nicht verhindert, mit Deutschland sowohl aus afrikanischem Bo¬ 
den (gegen England im Rongo 1894) wie auch auf asiatischem (gegen 
Japan in der Mandschurei 1895) zusammenzugehen, und an ton-
	        
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