Volltext: Die Großmächte der Gegenwart

Auswärtige Probleme 
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wie westlich von den Anden im großen ganzen ungeschmälert. An¬ 
dererseits hat sich viel verändert, seitdem Monroe Südamerika unter 
die Flügel der Union nahm. Die brüske Politik der Union gegen 
Spanien, Kolumbien und Mexiko hat bei dem lateinischen Erdteil 
das Kasfenbewußtsein geweckt und ihn die Aussicht auf ein neues 
Protektorat an Stelle der abgelegten europäischen Vormundschaft 
erblicken lassen, mit dem Mißtrauen und der Angst vor einer An¬ 
näherung, die damit verknüpft sind. Man glaubt z. B. in dem Per- 
hältnis Argentiniens zu den vereinigten Staaten und dem Pan¬ 
amerikanismus etwas von der Haltung Bulgariens gegenüber dem 
„Zar Befreier" und dem Panslawismus zu sehen. 
So wogt das Problem Südamerika zwischen Nordamerika und 
Europa, zwischen Panamerikanismus und Amerika-Latinismus hin 
und her. Zur Beleuchtung des Problems fei ferner noch hinzugefügt, 
daß die vereinigten Staaten durch ihre politische Einheit von vorn¬ 
herein sowohl Europa wie dem südlichen Erdteil überlegen sind, 
und daß sie infolge eines neuen Auswuchses der Monroedoktrin, 
durch den jede europäische Kontrolle über die amerikanische Finanz- 
verwaltung abgewiesen wird (die Kooseveltdoktrin 1904), ihren 
alten Konkurrenten gegenüber einen Trumpf in der Hand haben. 
Das panamerikanische Programm hat jedoch noch einen Haupt¬ 
punkt: die Vereinigung mit Kanada, hier kommen nationale und 
kulturelle Gründe hinzu, um den Zusammenschluß zu einem Natür- 
lichen zu machen. Für die echten Imperialisten in der Union 
ist die heutige Sonderstellung Kanadas ein reiner Anachronismus, 
schlimmer als der der süddeutschen Staaten nach der Errichtung des 
Norddeutschen Bundes- „wir sehen", so heißt es deshalb schon im 
Wahlprogramm der republikanischen Partei 1896, „mit Zuversicht 
einer Verbindung aller englisch redenden Teile unserer Hemisphäre 
durch freien Vertrag entgegen." Vas gewaltige Entwicklungstempo 
Kanadas im neuen Jahrhundert — auf Grund dessen seine eigenen 
Staatsmänner eine parallele zu der Entfaltung, wie sie im vorigen 
Jahrhundert in der Union stattgefunden hat, erhoffen (L aur i er) —
	        
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