Volltext: Die Großmächte der Gegenwart

flustDärtlge Probleme 
145 
den Schwerpunkt auf kommerzielle Verbindungen zu legen und in 
„so geringe politische Beziehungen wie nur möglich" zu treten, hun- 
dert Jahre schon ist dieses Prinzip in der auswärtigen Politik der 
vereinigten Staaten das leitende gewesen. Ihm entspringt auch die 
berühmte Monroedoktrin vom 2. Dezember 1823 mit ihren 
drei Protesten: gegen europäische Intervention in Südamerika, ge- 
gen Ausdehnung von Europas „politischem System" auf Amerika, 
gegen neue europäische Kolonisierung in Amerika (zunächst gegen 
Rußland gerichtet, das um jene Zeit von seinem Alaska aus seine 
Hände begehrlich nach „Gregon" ausstreckte). Amerika wollte mit 
Europa in Frieden leben, da ja auch Europa vor Amerika ruhig 
sein konnte, und die vereinigten Staaten — noch nicht halb so groß 
und nicht den zehnten Teil so bevölkert wie heute — traten als Ver¬ 
treter Amerikas auf. Dies ist die erste vollkommen bewußte Reaktion 
gegen Europas Universalhegemonie,' zugleich liegt ja darin ein An- 
spruch auf eigene Hegemonie in der neuen Welt,' aber der ganze 
Standpunkt ist ein negativer und defensiver, und man betont aus- 
drücklich seine Zurückhaltung auch gegenüber Europas „existing co- 
onies or dependencies“ in Amerika. 
Die starke Expansionsentwicklung um die Mitte des 19.Jahrhun- 
derts quer über den Kontinent hat die Monroedoktrin wiederbelebt 
und zu einem Präventivprogramm verschärft: die vereinigten Staa¬ 
ten sollten selber bedrohte Plätze besetzen, um einer europäischen 
Einmischung zuvorzukommen (Jukatan-Frage 1848). Gleichzeitig er- 
wachten die ersten Gedanken an einen zentralamerikanischen Kanal, 
aber nur um das Reich zusammenzuhalten und im Einverständnis 
mit England (der Llayton-Bulwer-Traktat 1850). Die Unterdrückung 
der Sezession in den sechziger Jahren machte neue, expansive Kräfte 
frei, im Geiste Monroes wurde gegen das Napoleonische Kaisertum 
in Mexiko ein vernichtendes Ultimatum losgelassen, die Doktrin 
wurde zu dem verbot erweitert, daß alte europäische Kolonien in 
Amerika keiner anderen europäischen Macht abgetreten werden dürft 
ten (Grant 1869), und mit der Erwerbung Alaskas 1867 trat das 
XjellLn, Die Großmächte. ly, Kufl. 10
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.