Volltext: Die Großmächte der Gegenwart

Staat 
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Verwaltungsavparat in den politischen Zweikampf hereingezogen, der 
auf diese weise mit egoistischen Interessen zum Schaden der ideellen 
Gegensätze untermischt wurde, wenn dieses System wie ein Sicher¬ 
heitsventil gegenüber dem Bureaukratismus gewirkt hat, so hat 
es diesen Vorteil teuer erkauft, wir erblicken ein Bild des Verfalls, 
das sogar das übertrifft, welches wir bei den romanischen Gro߬ 
mächten sahen, eine Korruption („graft") ohne Gegenstück in irgend- 
einem Kulturland — besonders bei den Stadtverwaltungen und 
den gesetzgebenden Korporationen —, eine Cliquenwirtschaft 
(„Ringe" mit ihren leitenden „Lossen"), die in großem Umfang das 
Volk um die Früchte der Selbstverwaltung betrügt, hier haben die 
Trusts trübes Wasser zum Fischen. Aber bei dieser Zusammen¬ 
pressung zwischen Bossen und Trusts geht die wirkliche volksfrei, 
heit verloren, wie die ökonomische Freiheit und die soziale Gleich, 
heit, so ist daher auch die politische Selbständigkeit in der Praxis in 
ihr Gegenteil, eine „oligarchifche Demokratie", umgeschlagen. 
Diesen Widerspruch bemerkten wir vorher am Horizonte Eng- 
lands (S. 107). Vas vollständige Fehlen einer parlamentarischen Re. 
gierungsmethode in einem Staat, der nie gegen eine absolute Rlonar- 
chie hat reagieren brauchen, bildet äußerlich einen auffallenden Un¬ 
terschied zwischen den vereinigten Staaten und England- aber wir 
sahen bereits, daß die Allmacht des englischen Parlamentes nur leerer 
Schein ist, und inwirklichkeit ist die Präsidentenwahl in Amerika das 
reine Gegenstück zu dem Entscheid des Volkswillens, der bei den eng- 
lischen Wahlen zum Unterhaus den zukünftigen Ministerpräsidenten 
designiert. Dies ist also die Stellung des Präsidenten in Amerika: 
immer dominierender, je mehr die soziale Übermacht der Trust» 
eine Kontrolle seitens des Staates nötig hat, und außerdem die Auf¬ 
gaben der Großmacht nach außen hin ein starkes Einheitsorgan ge- 
genüber Sonderinteressen (Kalifornien gegen Japan) verlangen. In 
dieser Präsidentenmacht besitzt die Union ein wachsendes monarchi- 
fches Element, als Gegengewicht gegenüber der zügellosen Demokratie 
und als Stärke für ihr öffentliches Leben.
	        
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