Volltext: Die Großmächte der Gegenwart

Einleitung 
3 
ten in der allgemeinen Physiognomie der Jetztzeit. Die eine ist die 
Konzentration bei großen Unternehmungen: Lngrosgeschäft auf dem 
Gebiete des Handels, Großfabrikation auf dem der Industrie, Groß- 
reedereien auf dem der Schiffahrt, Großkapital auf dem des Geld¬ 
marktes, Ringbildungen auf dem des Arbeitsmarktes. Die andere 
ist die Ausdehnung des Arbeitsfeldes über unseren ganzen Planeten, 
oder wie man sie genannt hat, „die planetarische Situation": bie 
Entwicklung eines ökonomischen und politischen Weltsystems mit zu¬ 
nehmender Solidarität und Interessengemeinschaft statt der isolier¬ 
ten Lokalsysteme früherer Zeiten. 
In einer solchen Zeit sehen wir ganz natürlich eine Art Kapi¬ 
talisierung auch der politischen Macht auf dem ganzen Erdkreis. 
Und wir können die begreifen, welche behaupten, die Entwicklung 
werde von dem Gesetz beherrscht, daß „die großen Staaten immer 
größer und die kleinen immer kleiner würden" (Lord Salisbury 
1899). 
In welchem Maße dieses Gesetz als fest und klar betrachtet wer¬ 
den muß, das hängt von der Auffassung des Wesens der Großmacht 
selbst ab, so wie uns dasselbe in empirischen Offenbarungen vor¬ 
liegt. Line Untersuchung dieser Existenzform wird auch über die Le- 
bensberechtigung des Kleinstaates Licht verbreiten. 
Ls versteht sich von selbst, daß eine solche Untersuchung streng 
genetischen Charakter haben muß. Bei dieser Betrachtungsweise sind 
die Staaten nicht nur geographische, statistische und politische Fakta, 
sondern vor allem Lebensformen, und zwar die imposantesten 
aller Lebensformen auf dieser Erde. So wie wir Großmächte haben 
entstehen und wachsen sehen, in natürlichem Wachstum und durch 
natürliche Auslese im Kampf ums Dasein, so sahen wir sie bereits 
dahinwelken und sterben,- sie stehen also wenigstens zum Teil unter 
den Gesetzen des Lebens und können folglich auch zum Gegenstand 
eines biologischen Studiums gemacht werden. Aber der moderne 
Zoologe begnügt sich nicht damit, nur das äußere Aussehen der Tiere 
zu beobachten und zu beschreiben, und ebensowenig darf die Staats- 
l*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.