Volltext: Die Großmächte der Gegenwart

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Einleitung 
lichen Kaisertums, Ästerreichs. Um die Mitte des l7. Jahr¬ 
hunderts erscheint eine neue Generation: Holland, Zchweden, Frank¬ 
reich. Die Zeit schreitet vorwärts, alte Großmächte geben ihre 
Rollen ab, neue treten auf die Bühne: E n g l a n d zu Beginn, Preu- 
ßen um die Mitte, Rußland am Ende des 18.Jahrhunderts. Rls 
die napoleonische Herrschaft — die letzte des alten Typus — zer¬ 
fallen war, konstituieren sich die drei letztgenannten zusammen 
mit Frankreich und dem alten Ästerreich als „europäischen Senat" 
(Heeren) mit angemaßter Vormundschaft über den Erdteil. Der 
neue Typus ist also fertig. Seine Entwicklung aus einer pentarchie 
zu einer Gktarchie ging in der letzten Jahrhunderthälfte vor sich 
durch Rufnahme von Italien nach der Mitte des 19. Jahrhunderts 
und von den vereinigten Staaten und Japan um die Jahr¬ 
hundertwende. 
Rechnen wir die jetzige Großmacht Ästerreich-Ungarn statt 
des alten Österreichs, eine Veränderung, die vor kaum einem halben 
Jahrhundert gleichzeitig mit dem Rufgehen Preußens in Deutsch- 
land stattfand, so erweist sich die heutige großpolitische Rufstellung 
in noch stärkerem Maße als eine späte Erscheinung in der Geschichte. 
Keine von den acht rechnet ihre Entstehung als Großmacht weiter 
zurück als bis zum Zeitalter des Rbfolutisrnus vor der Französischen 
Revolution. Rber zwei von den Großmächten jener Zeit (mit Preu¬ 
ßen drei) haben in dieser Eigenschaft schon zu existieren aufgehört, 
und die Generation der Renaissance ist vollständig ausgestorben. 
In dem jetzigen Staatensystem Europas sehen wir daher fünf „abge¬ 
dankte" Großmächte neben sechs lebenden, und dieser ganze Entwick¬ 
lungsprozeß gehört den letzten vier Jahrhunderten an. Die außer¬ 
europäische Repräsentation dagegen ist nicht älter als unser eigenes 
kurzes Jahrhundert. Sie verleiht der heutigen politischen Konstel¬ 
lation den Charakter einer vollständigen Neuheit in der lveltge- 
schichte. 
In Wirklichkeit entspricht der feudal-aristokratische Zug der heuti¬ 
gen politischen Karte zwei stark hervortretenden Eigentümlichkei»
	        
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