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Einleitung. 
Unser planet zerfällt gegenwärtig in ungefähr 50 politische 
Mächte oder Staaten. Unter diesen treten acht als Großmächte in 
anerkannter Stellung vor den übrigen hervor. Sie bilden die Aristo- 
kratie und Gberklasse der Staaten, mit schwankenden Grenzen und 
unbestimmten Privilegien, aber mit tatsächlichem Einfluß ersten Ran¬ 
ges auf die politische Welt. 
Wie jede ursprüngliche Aristokratie sind die Großmächte aus 
innerer Notwendigkeit hervorgegangen, durch rein historische Pro¬ 
zesse, unabhängig von den Regeln einer formellen Rechtsbildung. Die 
hohe Gesellschaft ergänzt sich jetzt in Wirklichkeit selber, indem sie 
bei wichtigen Unternehmungen neue Mitglieder zu gemeinsamem 
wirken einlädt. Wann eine solche Ergänzung stattfinden soll, wird 
ganz allein von der öffentlichen Meinung der Welt bestimmt. Reine 
Macht hat im Grunde genommen ein anderes Recht auf das Adels- 
diplom der Geschichte als das, welches in der eigenen Rraft und dem 
Willen zur Macht liegt. 
Schon ältere historische Epochen haben gewisse Staatenbildungen 
sich hoch über andere erheben sehen, und zwar nicht nur als ephemere 
Schöpfungen einer persönlichen heldenkraft (Alexander, Rar! der 
Große, Dschingis-Lhan, Napoleon I.), sondern auch in festerer Lnt- 
Wicklung (das alte Assyrien, das perserreich, das römische Reich, 
das arabische Ralifat, das deutsche Raiserreich im Mittelalter). Sie 
hatten aber immer die Tendenz, die ganze bekannte Welt zu umfassen, 
weshalb sie auch regelmäßig nur n a ch einander emporkamen. Erst zur 
Zeit der europäischen Renaissance begannen mehrere Mächte neben- 
einander in die höhe zu steigen: die Türkei auf der einen, Portugal 
und Spanien auf der anderen Seite des Erben des Mittelalter- 
Rj eilen, Die Großmächte. 19. Kufl. 1