Volltext: Nach hundert Jahren

Uorwort 
Wie ist es möglich, dass Lausende und ßunderttausende von Mitbürgern, 
die von deutschen Liter» abstammen, in deutscher Beimat erzogen wurden, 
die deutsche Sprache als ihre Muttersprache erlernt haben, allen jenen schönen 
und idealen Bestrebungen, welche die Pflege, die Vertiefung und Ver¬ 
edlung unseres deutschen Uolkstums zum hohen Ziele haben, 
gleicbgiltig, ja mitunter sogar feindselig gegenüberstehen? 
Wie kommt es, dass riesige Massen, die im klerikalen oder sozialdemo¬ 
kratischen Lager stehen, ihr deutsches Uolkstum nicht bekennen, nicht schützen, 
nicht zum Siege führen wollen? 
Antwort: Ls fehlt an dem hiefür nötigen Verständnis und dieses 
fehlt, weil es an den Uorbegriffen, an dem Wissen fehlt, das einzig 
und allein die Grundlage für eine klare, bewusste und verständige 
nationale Gesinnung abgeben kann. 
Man muss sagen, dass unsere Schule in dieser Beziehung so gut wie 
gar nichts leistet, selbst die Mittelschule nicht, üon der Grösse des 
deutschen Uolkes, welche so oft in ergreifender Weise in die Erscheinung 
getreten ist, von seinen idealen ireiheits-- und Gin hei tsbestrebungen wird 
kaum ein Wörtchen erzählt und alle Geschichte behandelt immer wieder das 
dürre Gestrüpp dynastischer Schacherpolitik. Wie aber soll der Mann aus dem 
Uolke, dem in der Schule der Begriff „Deutsches Uolkstum“ nie erläutert 
worden, der im späteren Leben weder Zeit noch Geld genug hatte, Bücher zu 
lesen, üorträge zu hören und Studien zu betreiben, zu einer Würdigung alles 
dessen kommen, was deutsche Ligenart bedeutet? Wie soll der unbe¬ 
mittelte Arbeiter eine Ahnung haben von den herrlichen Werken der deutschen 
Dichter und Komponisten, wie soll er sich freuen können an Bilderwerken und 
Kunstschöpfungen, an den Errungenschaften nationaler Wissenschaft und Forschung, 
wenn sein karges Einkommen kaum ausreicht, für sich und die Seinen Brot zu 
schaffen? 
Alle, die das Glück gehabt haben, zu studieren und von 
dem herrlichen Schatze deutscher Kultur im höheren Masse zu 
geniessen, haben die ganz unerlärtfo^ »stacht, dieses ihr Wissen 
und Können in dev ^?"*.^"^"ntniffe nicht teilen, nicht bloss in 
des bezeichneten JayrHunder
	        
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